Kegelspiel

Anmerkung von Dr. Joh. Aug. Ernst Köhler zur Sage "Das Spiel mit silbernen Kegelkugeln":

Derartige Sagen von kegelschiebenden Geistern oder dämonischen Wesen finden sich noch an zahlreichen Orten. Ein Ziegenhirt setzt auf dem Kyffhäuser Kegel auf, nach denen 12 ernste Ritter schien. Er war während dessen 20 Jahre aus seinem Dorfe abwesend und niemand wollte ihn daselbst anfangs kennen. Auch ein Sängerchor aus Kelbra sah auf dem Kyffhäuser eine Gesellschaft, welche sich am Neujahrsmorgen daselbst mit Kegelschieben vergnügte. Der einem von ihnen geschenkte Kegelkönig verwandelte sich unten am Berge in Gold. O. Richter, deutscher Sagenschatz, I. No 5 und 10.) Im Hausberge im Mannsfeld´schen schieben verzauberte Herren Kegel. (Größler, Sagen der Grafschaft Mannsfeld No. 60.)

Mit goldenen Kegeln und Kugeln spielen stattliche Herren in der Dämmerung oder des Nachts in den Ruinen der Neu-Habsburg in Luzern und auf einem langen waldigen Hügel zwischen Sargans und Wallenstad. (Henne-Am-Rhyn a. a. O. S. 43 und 44.) Eine Kugel, mit welcher aus dem Löbauer Berge Zwerge Kegel geschoben hatten, verwandelte sich in Gold, auf dem Oderwitzer Spitzberge dagegen waren es Riesen, die mit 6 goldenen Kugeln nach 9 goldenen Kegeln schoben. (Haupt, Sagenbuch d. L. No 29 und 91.) In den Gewölben der Ruine Schauenforst soll ein goldenes Kegelspiel vergraben sein. (Witzschel, Sagen aus Thüringen, No. 230.) Schönherr hat vermutet, dass alle diese Sagen von kegelschiebenden Geistern Nachklänge von dem heidnischen Himmel, dem Asgard, sind, in welchem die Götter friedlich mit goldenen Tafeln und Würfeln spielten, „und wenn nach der Götternacht die goldene Zeit wiederkehrt, werden sie wieder mit goldenen Tafeln werfen auf dem Idafelde.“ (Zapf, der Sagenkreis des Fichtelgebirges, S. 76.)

Nach anderen Fall das Kegelspiel die fallenden und aufstehenden Kämpfer bei den allabendlichen Spielen der Einherien in Walhalla bedeuten, nach Nork aber stellen die goldenen Kugeln Gestirne vor. In der Annaberger Kirche soll sich ein Gemälde befinden, aus welchem kegelschiebende Engel abgebildet sind. (Haupt, Sagenbuch d. L. No. 91.) Wenn nach der Sage im Kyffhäuser der deutsche Kaiser Friedrich mit seinen Knappen Kegel spielt und in der Johannisnacht ein Hirte, der dazu kann, einen silbernen Kegel oder nach andern Überlieferungen eine Kugel erhielt, welche zu Gold wurde, so erinnert dies an den gütigen Wotan, der alle Wünsche erfüllen konnte. Auf ihn weist auch unsere Sage hin. In der deutschen Mythe ist das Kegelspiel jedoch auch ein Sinnbild des Donners. In der Mark Brandenburg sagt man beim Rollen des Donners: „Der liebe Gott kegelt.“ Obschon nun Donar die eigentliche Gewittergottheit ist, so herrscht doch auch Wotan oder Odin im Gewittersturme.