<<< zurück | Sagenbuch der Sächsischen Schweiz und ihrer Randgebiete | weiter >>>

Das Pagenbett auf dem Königstein

  M. I, Nr. 78; II, Nr. I I17; 
  Cur. Sax. 1745, S. 22, 1796, S. 313; 
  Gräße, a. a. O. S. 166; 
  Buchhauser, Die Chur-Sächsische Vestung Königstein, 1692, S. 24 und 2. Auflage 1710, S. 24; 
  Hofmann, Das Meißner Hochland; 
  poetisch bei Ziehnert, S. 289.

Auf der weltberühmten Bergfeste Königstein befindet sich hinter der jetzt sogenannten Friedrichsburg auf einem schmalen, kaum eine Elle breiten Gesimse der äußeren Festungsmauer, so an der Felsenecke zu sehen, das sogenannte Pagenbett, welches davon seinen Namen hat, daß Karl Heinrich von Grunau, Leibpage des damals gerade auf der Festung weilenden Kurfürsten Johann Georg II., den 12. August des Jahres 1675, als letzterer auf der damals sogenannten Christiansburg (jetzt Friedrichsburg) gespeist, in der Trunkenheit zur Nachtzeit zu einer Schießscharte hinter der genannten Friedrichsburg herausstieg, sich auf obgedachtem schmalem Absatze niederlegte, einschlief und am folgenden Morgen hier noch in tiefem Schlummer gefunden ward. Sogleich wurden Seile um ihn herumgeworfen, um ihn vor dem Herabstürzen zu retten, und er dann auf Befehl und im Beisein des Kurfürsten aus dem Schlummer durch Trompetengeschmetter und Paukenwirbel aufgeweckt. Dieser Grunau ist übrigens erst den 9. Dezember 1744 zu Schmölln bei Bautzen 90 Jahre alt gestorben, nachdem ihn Gott noch einmal wunderbar vor dem Tode behütet, als sein scheugewordenes Pferd mit ihm von der Elbbrücke zu Dresden über das Geländer in die Elbe sprang.

Anm.: Die allgemein verbreitete Angabe, daß Grunau im Alter von 106 Jahren gestorben sei, erweist sich auf Grund des Kirchenbuches zu Schmölln als irrig. Die einschlägige Stelle lautet: «Herr Karl Heinrich v. Grunav, Cammerjunker, welcher in Gottfried Dreßlers Hause sich aufgehalten, dominica Ill. adv. 1744 gestorben und cum parentatione sepultus est, aetatis 90 Jahr.» - Übrigens hat ihn die Schmöllner Lokalsage nach seinem Tode zu einem Poltergeist gemacht.

Quellen: