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Das Bäckermädchen in Pirna

  M. I, Nr. 71; II, Nr. 1 181; 
  Flachs, Pirnaer Sagen und Geschichten, 1918, S. 9; 
  Gräße I, Nr. 180; 
  Ziehnert, 4. Auflage, 1887, S. 506.

Die Tochter eines Bäckers mußte täglich Brot ins Mönchskloster schaffen, wofür sie das Geld in Empfang nahm. Einstmals kam sie nicht zurück, und als der Vater die Mönche fragte, versicherten diese, daß sie mit dem Gelde fortgegangen sei. Ein betrunkener Zimmermann aber (wie es heißt ihr Bräutigam) war in der Klosterkirche eingeschlafen. Um Mitternacht erwachte er durch ein verworrenes Geräusch von männlichen und einer klagenden weiblichen Stimme und sah, wie zwei Mönche das Mädchen geschleppt bringen und - erstechen; die Leiche aber warfen sie in eine Falltüre hinter dem Altare. Wegen solcher Schandtat ward das Kloster aufgehoben.

Ein Stein mit dem Bilde bezeichnet noch heute das Haus ihres Vaters auf der Langengasse.

Anm.: Die Sage ist aus einer mißverstandenen Ausdeutung eines Sandsteinreliefs hervorgegangen, das die Geschichte der Lucretia darstellt, jener edlen Römerin, die sich, von Sextus Tarquinius entehrt, tötete und dadurch 510 v. Chr. den Sturz der Tarquinier veranlaßte. Das Relief befindet sich im Hofe des Hauses Lange Straße 8. (Abbildung in Band I der von W. Bachmann und W. Hentschel herausgegebenen Kunstdenkmäler des Freistaates Sachsen. Die Stadt Pirna, Dresden 1929, S. 203, Text dazu S. 206.) - Das Dominikanerkloster zu Pirna ist erst 1539 bei der Einführung der Reformation aufgelöst worden.

Quellen: