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Bünau

  Peccenstein, Theatrum Sax. I. pag. 48. 
  Gauhen I. 215. 
  König, sächs. Adelshist. II. S. 211.

Die Familie der von Bünau stammt her von den italienischen Herrn und Fürsten de Pedemonte oder Piemont. Graf Thomas von Savoien vertrieb sie und zog ihre Besitzungen ein, als er sich 1232 des Herzogthums bemächtigte. Sie wendeten sich zwar an den Kaiser Friedrich II. und baten ihn um Hülfe, allein dieser hatte damals für sich selbst so viel zu thun, daß er sich kaum retten konnte. Auch andere deutsche Fürsten nahmen sich ihrer nicht an, und so mußten sie viele Jahre im Elende herumirren, sich am Ende zu Ruhe geben und sehen, wo ein jeder sich niederlassen konnte. Ihr Wappen, ein Löwenkopf, der in seinem Maule eine Lilie hält, beweiset ihre Abstammung. Denn es kommt ganz mit dem alten piemontesischen überein. Vor 500 Jahren war das Geschlecht in Gefahr ganz auszusterben. Es waren nur noch drei Personen, Rudolph, Günther und Heinrich vorhanden. Diese hatten aber alle zahlreiche Nachkommen, und die Familie kam durch sie wieder zu Glück, Gut und Ansehen. Seitdem ist es bei den Bünau's Sitte geworden, diese drei Taufnamen fort und fort zu gebrauchen und den Söhnen keinen andern beizulegen.

Nach einer anderen Sage ist diese Sitte ein Privilegium, welches sich ein Heinrich v. Bünau, welcher Erzbischof und Kurfürst von Mainz gewesen, vom Kaiser Konrad III. ausgebeten habe, als er ihn im J. 1138 krönte. — Auch weiß man in diesem Geschlechte von einem Talisman, der besteht in drei Brodchen, die der Ahnherr der Bünau einst von Zwergen geschenkt bekam, die er zufällig belauschte, als sie eine Hochzeit feierten.

Anmerkungen: Vgl. Th. I. No. 26. Anm. Die drei Brodchen hängen zusammen mit den drei Stammhaltern der Familie; denn Brode bedeuten Fruchtbarkeit und sind Heilmittel gegen das drohende Aussterben. Vgl. Th. I. No. 27.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862