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Der Landgraf Albrecht will sein Weib ermorden lassen

Neun Jahre hatten Krieg und Zwiespalt um die thüringische Erbfolge gedauert und das Land verdorben, bis sich endlich so verglichen ward, daß Thüringen und Hessen gänzlich von einander gesondert wurden. Der Markgraf Heinrich behielt Thüringen und gab die Herrschaft darüber in die Hände seines Sohnes Albrecht, während sein andrer Sohn, Diezmann, das Osterland erhielt, er selbst behielt bloß Meißen. Albrecht nahm zur Frau die Tochter Kaiser Friedrichs, Margarethe. Er war mächtig in Thüringen und war auch ein Pfalzgraf zu Sachsen und erwarb seine Ritterschaft in dem Jahre zwölfhundert achtundsechzig in einem Heereszug gegen die heidnischen Preußen, viele junge und edle Ritter zogen mit ihm. Frau Margaretha gebar ihm zwei Söhne, Friedrich und Diezmann, auch eine Tochter, welche dem Sohn des Herzogs Albrecht später zur Ehe gegeben wurde. Landgraf Albrecht aber gewann heimliche Liebe zu einer der Jungfrauen seiner Gemahlin, Kunigunde von Eisenberg geheißen, so sehr und heftig, daß er seine Hausfrau gern mit Gift vergeben hätte, wenn es ihm möglich gewesen wäre, dieß zu vollbringen, so sehr hatte die falsche Buhlerin sein Herz umstrickt. Da stellte er es heimlich an mit einem armen Knecht, welcher mit zwei Eseln Fleisch und Holz aus der Stadt auf die Wartburg zu schaffen pflegte, daß dieser des Nachts über Frau Margarethen kommen sollte, als ob er der Teufel wäre, sollte sie erwürgen und ihr das Genick brechen, und gelobte ihm dafür großen Lohn, auch mußte der Knecht zur Stund dem Landgrafen schwören, niemals einem Menschen von diesen Dingen zu sagen. Dem armen Knecht wurde das bald leid und war ihm sehr bange, da er niemanden um Rath fragen durfte. Er dachte und überlegte bei sich selbst also: Tödtest du deine Herrin und Frau, die dir immer so gütig zuspricht, so thust du als ein Schalk und wirst nimmermehr wieder froh. Sind deine Aeltern gleich arme Leute gewesen, so waren es doch fromme Leute; Gott könnte solche That dir nicht vergeben. Entläufst du aber, so wird dein Herr fürchten, du verrathest ihn, wird dir nachsetzen und dich erschlagen lassen; spricht dann vielleicht, du habest gestohlen, so daß deine Freunde und Verwandte durch dich zu Schimpf kommen. Und weigerst du dich, die That nicht zu thun, so läßt er dich auch tödten, und gleichwohl wird deine gnädige Frau dem Willen seiner Bosheit nicht lange entgehen, sie muß dennoch sterben. Durch solche Bedenkniß in großen Sorgen hatte der arme Mann Tag und Nacht keine Rast, einmal wollte er die That vollbringen, dann kam ihm wieder anderes zu Sinnen, und trieb es so gegen vierzehn Tag lang an.

Quellen: