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Der Gesang der Nixe

  Kiekebusch

Zwischen der Markgrafenmühle und Madlow macht die Spree eine jähe Biegung. Sie wurde früher dazu durch einen Hügel gezwungen; welcher jetzt abgetragen ist. Als der Hügel noch von der Spree bespült wurde; hielt sich auf demselben eine Nixe auf. Die Nixe sass auf dem Hügel und liess von dort aus ihren Gesang erschallen. Den Wenden aber ward sie verderblich; denn sobald ein Bauer auf dem Kahn die Spree entlang kam und den Gesang der Nixe vernahm, musste er schnell Kehrt machen. That er dies nichts so konnte er sicher sein; dass sein Kahn an den Hügel anfuhr und umschlug: er selbst ertrank dann gewöhnlich.

Eines Tages kam der Teufel auf einem Kahne die Spree entlang. Als er den Gesang der Nixe vernahm, wollte er sich dieselbe näher ansehen. Er landete also am Hügel und begann; denselben emporzusteigen. Allein er kam nicht weit. Die Nixe erhob ihren Gesang lauter: da rutschte der Teufel den Hügel wieder herunter. Er versuchte zwar aufs Neue, emporzuklettem, allein vergeblich. Schliesslich wurde er ärgerlich und fuhr in seinem Kahne davon.

An dem Hügel hat man bis zu der Zeit, wo er abgetragen ist; die Spuren von dem Emporklettem des Teufels gesehen.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880