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Der Teufel in der Brante-Haide

  Bolschwitz

In der Brante-Haide bei Bolschwitz ist der Aufenthalt böser Geister. Einstens gingen drei alte Frauen, um kleines Holz aus der Haide zu holen. Als eine Jede ein grosses Bund Holz gesammelt hatte, sagte plötzlich die eine von den Frauen, welche zufallig nach dem Weg hinsah: „Seht einmal, da kommt Einer gefahren, der hat zwei schöne schwarze Pferde vor dem Wagen.“ Alle drei liefen an den Haiderand, um sich das Fuhrwerk zu besehen. Als sie dort waren, sauste schnell ein Wagen, mit ein Paar schwarzen Pferden bespannt, an ihnen vorüber. In wenig Augenblicken war er ihren Augen entschwunden.

Da sagte eine andere von den alten Frauen: „Es hat ja vor einem Weilchen geregnet, wir wollen doch mal sehen, ob eine Spur vom Wagengleis vorhanden ist.“ Alle drei gingen hin, um nachzusehen, aber nirgends war eine Spur von Pferd oder Wagen zu sehen. Darauf sagten alle drei: „Hier ist es nicht richtig, wir wollen machen, dass wir fortkommen.“ Als sie aus der Haide in die Lichtung kamen, sahen sie ungefähr hundert Schritt vor sich ein Feuer brennen. Ein Mann ging immer um dasselbe herum. Da standen die Frauen still. Die eine von ihnen sagte: „Mein Gott, da brennt ein Feuer. Seht einmal, wie der schwarze Mann rings um dasselbe herumgeht.“ Eine andere von den Frauen sagte: „Lasst uns nicht auf das Feuer zugehen, wir wollen einen Umweg machen, um nach Hause zu konmien.“ Darauf gingen sie in einem grossen Bogen um das Feuer herum. Da sagte die dritte von den Frauen: „Kinder, hier ist es heute nicht richtig, das ist da der Teufel.“ Kaum hatte sie diese Worte gesprochen, so bekam sie ihr Reisigbund an den Kopf geworfen und zwar mit solcher Gewalt, dass sie zur Erde fiel. Alle sahen sich um, aber nirgends war Jemand zu blicken. Als sie nach dem Feuer hinsahen, war dasselbe sammt dem Manne verschwunden.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880