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Der Pastor Trumpf von Goßmar bei Luckau

Es war einmal ein Pastor in Goßmar, der war mehr ein Bauer als ein Pastor und ackerte und pflügte und war mit den Pferden draußen. Und Sonntags vormittags mußten noch alle Arbeiten gemacht werden, und er ging mit dem Knechte derbe aufs Feld. Wenn dann die Glocke zum zweiten Male zu klimpern anfing, sagte der Knecht: „Herre, nu wird’s Zeit,“ und dann lief der Pastor nach Hause, zog schnell den Talar über und lief in die Kirche, damit er da war, wenn das Lied zu Ende wurde. Der Pastor spielte auch sehr gern Karten und ritt dazu immer nach Luckau. Einmal hatten sie bis Sonntag früh gespielt, die ganze Nacht durch. Und er hatte viel gewonnen und immer Solo gemacht. Die anderen sagten zu ihm, sie wollten ihm noch mal soviel Geld geben, wie er schon gewonnen hätte, wenn er seine Predigt heute mit „Trumpf“-sagen anfinge. Das wollte er. Da stiegen zwei in einen Wagen und fuhren mit ihm ab, und er stieg zu Pferde und ritt nach Hause. Und sie kamen gerade recht, als es klimperte. Er zog sich schnell seinen Talar an und die beiden Leute gingen mit in die Kirche. Als der Pastor auf die Kanzel gestiegen war, fing er seine Rede an zu predigen und sagte: Trumpf, Trumpf, Trumpf, so sagt die böse Welt, aber Triumpf, Triumpf, Triumpf sagt unser Herr Jesus Christus, und dann ging seine Predigt weiter. Die beiden Freunde hatten die Predigt gehört und erzählten es den anderen Freunden, und weil der Pastor es so gemacht hatte, gaben sie ihm das versprochene Geld, und er tat alles in die Armenkasse, und es waren über hundert Taler.

Quellen: Robert Scharnweber & Otto Jungrichter: Sagen, Anekdoten und Schnurren aus dem Kreise Luckau, Berlin 1933