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Die Lutjen in Cahnsdorf

In Cahnsdorf bei Luckau lebten mit den Einheimischen auch die Lutjen zusammen. Das waren kleine Erdgeister. Sie waren sehr wohltätig und besonders der armen und fleißigen Leute und der alten Männer und Frauen nahmen sie sich an. Sie jäteten das Unkraut aus, machten krankes Vieh gesund und brachten reichen Erntesegen. In den Häusern bewahrten die Leute „Lutjentöppe“ auf, die sie mit gekochter Hirse, auf die sie Honig gossen, füllten und die sie des Abends vor dem Schlafengehen auf die Schwellen vor den Stalltüren stellten. Waren sie morgens leer, so freute man sich sehr; denn nun wußte man, daß einem die Lutjen wohlgesinnt waren. Später taten die Leute gekochten Reis mit Zucker und Zimmt darüber in die Töpfe. Solche Töpfe werden heute noch ausgepflügt oder ausgegraben bei der Feldarbeit. Jetzt sind die Lutjen verschwunden. Als die Leute im Dorf Glocken anschafften, haben sie sich verzogen, weil sie das Geläute nicht hören mochten.

Quelle: Robert Scharnweber & Otto Jungrichter: Sagen, Anekdoten und Schnurren aus dem Kreise Luckau N.-L., Berlin 1933