<<< zurück | 2.Kapitel: Drachen – und andere Tiersagen | Weiter >>>

Der schwarze Hund von Waltersdorf

Ein Schlächter, der in Gehren wohnte, ging in der Nacht von Waltersdorf, wo er Wurst gemacht und noch auf einer Mühle ein Schwein gestochen hatte, nach Hause. Es war sehr dunkel und spät, und die Leute sagten, ob er sich nicht fürchte wegen des Spuks, der an der Grenze sein Wesen treibe. Er lachte aber und sagte, daß er sich noch nie in seinem Leben gefürchtet habe. Als er nun aus dem Dorf heraus war und sehr auf den Weg achten mußte, sah er plötzlich neben sich einen schwarzen Hund, so groß wie ein Kalb. Der Schlächter dachte bei sich, den wirst du bald los sein und scheuchte ihn weg. Aber der Hund ging nicht, knurrte oder bellte auch nicht, sondern sah den Schlächter nur immer mit feurigen Augen an. Da wurde es ihm unheimlich. Nun zog er ganz vorsichtig, damit der Hund es nicht merken sollte, sein Schlachtermesser aus der Tasche und gedachte, den Hund auf die Schnauze zu schlagen. Wie der wieder bei ihm war, schlug er zu – aber der Hund war weg wie in der Luft verschwunden. Gleich darauf war er wieder da und schaute den Schlächter mit seinen feurigen Augen böse an. Dem wurde angst. Doch er schlug nochmals zu und traf wieder nicht. Nun fing er an sich zu graulen und der Schweiß kam ihm aus dem ganzen Leibe und er wäre vor Angst gestorben, wenn er nicht gerade an die Grenze gekommen wäre, wo der Hund verschwand.

Quelle: Robert Scharnweber & Otto Jungrichter: Sagen, Anekdoten und Schnurren aus dem Kreise Luckau N.-L., Berlin 1933