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Der Ursprung des Namens Schandau (II)

  Dr. Dietrich, Jutta von Duba, Pirna 1822, S. 67 ff.; 
  Hofmann, Das Meißner Hochland, S. 313; 
  Gräße, Sagenschatz, S. 180; 
  M. I, Nr. 86.

Bei einer zwischen dem Böhmenkönig Ottokar und dem Ritter Wittigo von Duba aus dem Geschlecht derer Birken von der Duba ausgebrochenen Fehde ist im Kirnitzschtale eine heiße Schlacht geliefert worden. In der Nähe der später erst entdeckten Heilquelle, von der das heutige Bad seinen Namen hat, stieß Graf Bernhard von Camenz, der einen Trupp Ritter und Reisige gegen Duba auf Hohnstein führte, auf den Ritter Raubold von Niemanitz, der zwar ebenfalls eigentlich ein Feind Dubas war, heimlich aber sich mit ihm vereinigt hatte und diese Gelegenheit benutzen wollte, den feindlichen Heerhaufen zu vernichten. Von dem Ritter von Bose aus dem Sattel gehoben, zerschmetterte er dessen Brust mit einem aufgehobenen schweren Steine, worauf ihn aber der Graf von Camenz niederstieß. Letzterer aber, entrüstet über die Treulosigkeit des Gefallenen, der unter Verwünschungen sein Leben aushauchte, soll ausgerufen haben: Tod und Schande! Schandaue soll der Ort heißen!1)

Anm.: Diese Erzählung ist trotz Dr. Dietrichs Vermerk auf dem Titelblatt «Nach alten Chroniken bearbeitet» von ihm frei erfunden, wofür schon die der Volkssage fremde umfängliche Nomenklatur spricht. Doch lebte sie noch vor einem Menschenalter im Gedächtnis einiger alter Leute als Erinnerung (wie mir von diesen ausdrücklich bezeugt wurde) an die Lektüre eben jenes Ritterromans. - Hier hat die romantische Geschichte nur Aufnahme gefunden als Gegenstück zu der echten Volkssage Nr. 176.

Quellen:


1)
Anm. T. Grässe: Von dieser Sage mag auch das alte Sprichwort (bei Knauth, Prodr. Misn. p. 261) herrühren, „Meißnische Ehre und Redlichkeit haben zu Schandau ein Ende.“