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Die Tetzelsäule oder Welsche Marter

  Mündlich; 
  Mitteilungen des Königlich Sächsischen Vereins für Erforschung und Erhaltung vaterländischer 
  Altertümer, 10. Heft, S. 42; 
  «Über Berg und Tal», Jahrgang 1887, S. 121 f.; 
  Kuhfahl, Die alten Steinkreuze in Sachsen, Dresden 1928, S. 192; 
  Flachs, Pirnaer Sagen und Geschichten, 1918, S. 36 ff.

Bekanntlich stammt (wie heute unumstößlich feststeht) der Ablaßprediger Johannes Tetzel aus Pirna; sein Geburtshaus lag in der Schmiedestraße Nr. 19. Natürlich hat er auch in seiner Vaterstadt den berühmten Kasten mit der Inschrift: Sobald das Geld im Kasten liegt usw. aufgestellt; gepredigt haben soll er aber mit Vorliebe an der alten Straße von Dresden nach Pirna vor einer großen Steinsäule, die dort seit alten Zeiten stand. Von Tetzels Auftreten an aber hieß man dieses Denkmal die Tetzelsäule oder Welsche Marter, weil der Ablaß aus Welschland kam und das dadurch eingebrachte Geld nach Welschland floß, zum Bau der Peterskirche in Rom.

Anm.: Die Säule hat ihren Standpunkt wiederholt gewechselt; jetzt steht das reichlich 3 m hohe Denkmal aus Sandstein dort, wo zwischen Pirna und Großsedlitz die Eisenbahnlinie Dresden-Bodenbach die alte Landstraße Dresden-Pirna schneidet. - Ob sie auch als Warnungszeichen für die Schiffer an der gefährlichen Braudenfurt gedient hat, muß hier dahingestellt bleiben. Sie ist aber höchstwahrscheinlich ein Sühnedenkmal für einen Überfall auf den unweit von ihrem ältesten Standpunkte liegenden Hof zu Heidenau im Jahre 1460, wobei der dortige Vorwerkspächter und seine Familie durch den Besitzer des Schlosses Wehlen erschlagen worden waren. Daher der Name: Welsche (= Wehlnische) Marter.

Quellen: