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Die Pfaffenklunst bei Lichtenhain

  M. II, Nr. 941; 
  Gräße, Bd. I, Nr. 201; 
  Grünberg, Historie der Stadt Schandau, 1739, S. 17; 
  Curiosa Saxonica, 1743, Nr. 13, S. 1g1ff.; 
  Götzinger, Geschichte des Amtes Hohnstein, 1786, S. 94; 
  derselbe, Schandau und seine Umgebungen, 1804, S. 254.

Der Berg, der den berühmten Kuhstall in der Sächsischen Schweiz trägt, heißt der Hausberg. Eine der vielen Felsenspalten an seinem Fuße trägt den Namen: Die Pfaffenklunst. Sie soll daher so heißen, weil ein ehemaliger katholischer Pfarrer zu Lichtenhain sich hierher vor seinen hussitisch gewordenen Pfarrkindern geflüchtet und in das sogenannte Pfaffenloch versteckt hatte, aber von ihnen entdeckt und in den Abgrund herabgestürzt worden sein soll. Seit jener Zeit muntern sich die Leute in der Umgegend zu einem gewagten Unternehmen mit den Worten auf:

«Wollen wir, so wollen wir, wie die Lichtenhäyner Bauern.»

Anm.: Für das Alter und die Volkstümlichkeit dieser Überlieferung spricht auch der Volksreim, der sich mit der Überschrift: Adagium Lichtenh. (= Sprichwort von Lichtenhain) in einer Handschrift des 18. Jahrhunderts im Lichtenhainer Kirchenbuch findet:
Die Bauern in Lichtenhayn
Haben ihren Pfarr erschlayn (erschlagen).
Die Mittelndorfer seyn
Pfähler-Spitzer, it. (desgl.) Crabaten-Schläger
Und die Altendorffer Nachschisser.

Daß der Sage vom «Pfaffensturz» eine Tatsache zu Grunde liegt, ist wohl glaublich; doch sind dabei eher wirtschaftliche oder persönliche Streitigkeiten als religiöse Motive anzunehmen. Denn die älteren Grundherren der Gegend, die Birken von der Duba auf dem Wildenstein (Kuhstall), waren treue Katholiken.

Quellen: