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Die vierzehn Nothelfer bei Gottleuba

  M. I, Nr. 75; II, Nr. 961; 
  Gräße, Bd. I, Nr. 242; 
  poetisch behandelt von Ziehnert, S. 21 ff.

Als die Hussiten im Jahre 1429 durch das Land Meißen zogen und alles mit Mord und Brand verwüsteten, kamen sie auch in das sächsische Hochland und zwar in die Nähe des in einem der tiefsten und schönsten Täler Sachsens liegenden Städtchens Gottleuba, welches zum Amte Pirna gehört. Schon brachten Flüchtige aus Liebstadt die Nachricht, daß das feindliche Heer im Anzuge sei. In die benachbarten Berge zu flüchten, schien die Zeit zu kurz, wenn es nicht möglich ward, die Feinde eine Zeitlang zu beschäftigen. Da rief der Bürgermeister rasch die ratlosen Bürger auf dem Markte zusammen und forderte sie auf, freiwillig zurückzubleiben und sich den Hussiten entgegen zu werfen, auf daß Greise, Weiber und Kinder indes Zeit zum Entrinnen gewinnen könnten. Obwohl sich aber fast alle Männer bereit erklärten, so wählte der tapfere Mann doch nur dreizehn Unverheiratete aus und zog mit ihnen, nachdem sie von den Ihrigen auf Nimmerwiedersehen Abschied genommen, den Feinden entgegen. Sie besetzten eine steile Bergspitze, bei welcher dieselben vorüber mußten, wenn sie zur Stadt wollten; und als ihnen die Hussiten einen Gesandten entgegenschickten, der sie zur Übergabe auffordern sollte, wiesen sie ihn mutig zurück. Nun rückten jene mit ihren ganzen Waffen heran, um sie von ihrem Posten zu vertreiben; allein sie widerstanden männiglich, und erst nach Verlauf von drei Stunden, als keiner der vierzehn mehr am Leben war, ward der Paß frei und ihre Feinde drangen über die Leichen der tapferen Bürger ins Tal herab; allein sie fanden niemanden mehr im Städtchen, denn jener Aufenthalt hatte alle gerettet. Die waldige Höhe aber, wo jene so wacker gestritten, heißt noch jetzt die vierzehn Nothelfer, obwohl manche diesen Namen von einer einst dort gestandenen Kapelle der vierzehn sogenannten Nothelfer der katholischen Kirche herleiten wollen, die übrigens recht gut zum Andenken an jene Begebenheit erst erbaut sein könnte, um so mehr, als jene vierzehn hier begraben sein sollen. Eine andere, südlich von der Stadt gelegene Anhöhe, welche jenen Bürgern als Ausguck gedient haben soll, heißt von derselben Begebenheit noch jetzt die «Schnelle Gucke».

Anm.: Tatsächlich handelt es sich um eine alte Bergmannskapelle. Bei Freiberg gab es 1462 eine Grube «zu den XIIII nothhelffern». Man denke auch an den Altar der 14 Nothelfer 1495 auf der Meißner Brücke (Cod. dipl. Sax, reg. I, 1, 206), ferner an zwei 14-Nothelferskapellen in Hessen, das 14-Nothelferspital von Altdorf in Württemberg, die 14-Heiligenkapelle bei Eger, das 14-Heiligenkloster bei Lichtenfels und das Dorf Vierzehnheiligen bei Kamburg. Ihnen war auch die Kahlehöhenkirche bei Reichstädt geweiht. - Schon 1721 sind in Flur Gottleuba die Flurnamen: der Galgenberg nebst den 14 Nothelfern und die Schneller Kucke belegt. Unter Schneller aber versteht man einen kleinen Kalkofen. Die 14 Nothelfer der katholischen Kirche sind Achatus, Blasius, Christophorus, Cyriakus, Dionysius der Areopagit, Egidius, Erasmus, Eustachius, Georg der Märtyrer, Pantaleon, Vitus, Barbara, Katharina und Margaretha. Vereinzelt werden auch die 12 Apostel, die Jungfrau Maria und Johannes der Täufer oder Joseph als solche bezeichnet.

Quellen: