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Sebnitz und Lichtenhain, alte heilige Orte der Slawen

  M. I, Nr. 66; II, Nr. 937; 
  nach dem Volksmunde.

Viele Leute sagen, die Orte Sebnitz und Lichtenhain seien von Deutschen gegründet worden. Das ist aber nicht richtig. Denn in Tabor liegt eine uralte Chronik, in böhmischer Sprache geschrieben, darin steht es zu lesen, wie in alten Zeiten das Volk der Böhmen oder Tschechen bis nach Pirna gewohnt hat, und daß sie in dem Talkessel, wo heute noch der Ort mit dem slawischen Namen Sebnitz blüht, ihre Volksversammlungen abgehalten haben. In Lichtenhain aber befand sich ein heiliger Hain, wo sie den alten Göttern opferten, und der Ort hieß damals Leittelshain oder so ähnlich.

Eine andere Erzählung will dagegen wissen, daß an Stelle des jetzigen Dorfplatzes, des sogenannten Angers, eine Lichtung in dem Urwalde gewesen sei, der damals die Gegend bedeckte, und daß die Oberlausitzer Wenden bei ihrer Wallfahrt zu einem berühmten Gnadenbilde in Papstdorf, wobei sie in Wendischfähre die Elbe querten, auf jener Lichtung ihr Nachtlager aufzuschlagen pflegten.

Anm.: Archäologische Funde, die in den achtziger Jahren unseres Jahrhunderts im Stadtzentrum von Sebnitz gemacht wurden, belegen, daß hier eine Siedlung bereits in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts bestanden hat. Die Gründer der Stadt waren Bauernfamilien aus der Gegend um Bamberg und Würzburg. Obwohl der Name der Stadt slawischen Ursprungs ist, konnten bisher keine archäologischen oder urkundlichen Belege für eine slawische Vorbesiedlung des Stadtgebietes oder von deren Umgebung aufgefunden werden. Gleiches trifft für Lichtenhain zu. Es wurde ebenfalls in der Zeit der bäuerlichen Kolonisation im hohen Mittelalter gegründet. Die erste urkundliche Erwähnung des Waldhufendorfes stammt aus dem Jahre I411.

Quellen: