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Ein anderer Walenbericht über die Sächsische Schweiz und ihre Nachbarschaft

  M. II, Nr. I 101; teilweise auch I, Nr. 53 A; 
  Gräße, Bd. I, Nr. 259, nach einer Handschrift des Kgl. Haupt-St.-Archivs Dresden. Verzeichniß wie 
  Jero und Micha beyde Gebrüder sind ausgezogen zu suchen, wie sie es denn auch gefunden und viel 
  Gold und Silber aus aller Landschaft deutscher Nation nach Venedig getragen, darzu allerley 
  Edelgestein und zu Venedig großen Ruhm damit erlangt. Wahlenbuch A, 1590 den 13. Februarij durch 
  Herrn Mathias R., München zu Gamitz, eigener Handschrift abgeschrieben.

Bei Ronneburgk (Rumburg in Böhmen) da liegt ein Schloß, das heißt der Tollenstein, allda liegt ein Grund, der heißt der Weiße. Wenn Du von Tollenstein ausgehest auf die linke Hand den Berg wohl hinunter, da findest Du einen Grund, der führt gediegen O. Das Wasser entspringt auch von dem Tollenstein und nicht weit davon da liegt ein Stein, der heißt der Vogelstein, daran findest Du viel Zeichen, auch einen Bischof an einer Kannen stehend, da findest Du mächtige Guth. -

Wenn Du gehest von Stolpen zum Schloß Tholenstein, wenn Du das Schloß ansiehst, so gehe den Berg hinauf, da das Schloß liegt, auf der rechten Hand, der Weg, der da gehet nach Rückersdorf, und von Tholenstein auf die hohe Seite, da wirst Du gehen durch ein Fichtenholz, und durch einen Windbruch, da das Holz durchsichtig wird, und es währt nicht lange, so kömmst Du zu einem Wahlenstein, darin ist gehauen ein Bischoff, und wenn Du allda bist, so gehe auf die rechte Hand gegen Mittag 4 Gewend lang, so wirst Du kommen zu einem Grund, der währt nicht lange, dann wirst Du sehen auf der Höhe des Grundes einen Baum, der ist also gestaltet gleich ein Mensch, der da stehet und recket einen Arm von sich, darunter da ist ein großes Guth begraben, daß sich darvon wohl tausend Menschen ernähren könnten, wenn es Gott geben will, daß er es haben soll. In demselben Grund findest Du einen Baum gleichwie einen Armbrustschuß weit, dabei habe ich groß Guth bekommen, das glaube mir sey wahr. Denselben Grund gebe ich Dir zu erkennen, darbei sind diese Wahrzeichen zum Denkmal.

Wenn Du in den Grund kömmst und hast Jemand bei Dir, und siehet einer den andern an, so sieht man ganz blau unter dem Angesicht von der großen Guth der Metallen, die in demselben Grunde liegen. Darinnen wirst Du Mooß finden, daß Du meinest, Du würdest versinken, so räume das Mooß hinweg und suche, so wirst Du finden einen klaren Sand, anderthalb Viertel tief, darauf das Mooß also geschwebet, da wirst Du wahrlich finden als die Erbsen und Wicken gut gediegen Gold und ein Theil länglich. Und zum Ueberfluß will ich Dir das erste Wahrzeichen dieses Grundes offenbaren.

Das rechte Orth ist gestaltet wie ein Schiff, das auf dem Wasser gehet. Merke mehr, wo der rechte Vater liegt, den will ich Dir weisen, als wenn ich persönlich bei Dir wäre. Willst Du zu dem Ertze gehen, so gehe stracks gegen der rechten Hand und siehe zum Tholenstein zum Thurm und siehe hinter Dich, als Du zuvor bist gestanden, so siehest Du ein klein Berglein, zu dem gehe ohne alle Furcht und laß Dir Niemand zustehen, und lege dich nieder auf die Erden und wend dich, hörest auch Wässerchen rauschen, so nimm ein gut Messer und stich das Wasser ab, das Messer muß lang sein, und stich ein Loch ins Wasser und lasse es ab, das glaub mir für wahr, Du findest an denselben Ort © (Gold), das ist klein wie die Wickenkörner, derer findest Du soviel als Du mit den Händen kannst raffen, und findest auch Röhrlein, das ist gediegen gut Gold, das ist auf meinen Glauben wahr, bitte nur Gott um seinen Segen. Es möchte wohl einer sagen, es ist vor langer Zeit geschehen, man hätte diese Zeit über wohl Berg und Gold hinweggetragen, das gebe ich zu, aber unter 100 und noch mehr ist solches keinem offenbart gewesen, und je größer der Verbienndt Bach, desto mehr Gold er mit sich führet, und mein Großvater, der zu Florenz gewohnet, hat mir dieses geoffenbaret, und bin mit ihm dieses Orths gewesen und solches mit neinen leiblichen Sueke gesehen, und mein Großvater und ich ha ne solche lederne Sache voll nach Elorent und Venedig gebrant und mit Nachten Hindi erge und Tholenstein viel gewas sebrach. in ein solches Guthalda, daß sich zwei gewaltige Fürsten oder und lige wohl davon erhalten könnten. -

Won Schandau nach Hermsdorf darnach frage nach Poenigk, wie man gehen will, allda ist ein Wald und einige Zeichen Z gemacht, welches der Churfürst machen lassen, dernach gehe wohl zwei die, wende in den Wald, da findest Du einen Weg nach der rechten Hand, da ist ein Zeichen O, der Weg geht darzwischen, da kommt man an die Kannicher, ist ein Wasser, da gehe dariber den Berg hinauf und gehe in den Grund, so kommst du an einen Stein, der Heuchen, allda geht der Weg vor dich, den gehe nicht, sondern gehe den Weg zur rechten Hand ins Gebirge hinunterwarts, so kommst Du auf einen Stein, der heißt das Kostmaul, gehet aber gar zusammen, gehe darnach einen guten Armbrustschuß weit, so findest du den Weg II, unter dem Fluß noch und ein Flüßlein noch ein Steinwurf weit auf der rechten Seite, findest Du Körner an dem Berge sind rothe Körner und oben am Berge wie Eisen, 12 Loth C (Silber) ohne das O (Gold). Wenn du wieder zurückgehst, so gehe dem vorigen Wässerlein nach, so kommst du auf eine Wiese: der Weg geht nach Hobitz und Rosendorf, gehe den Weg zwei Gewande lang, so kommst Du auf den Weg vom Winterberg, zur rechten Hand gehe den Weg hinauf, so kommst Du auf einen Weg, da steht Wasser innen wie ein Teich, darinnen ist ein © Gang, heißen zum rothen Spitzen, das Wasser, das darinnen fließet, fället etliche Klafter tief in den Grund, unten im Grunde sind viele Steine, da beschlägt der Stein vom Wasser als wenn er von O wäre. Daß Du gewiß seyest, so gehe dem Zeichen O nach der rechten Hand, so kömmst Du an den Winterberg in dem Silbertal da findest Du einen Stolln, 30 Lachter tief, und im Gange liegt es wie Schwefel dreyfüchtig, so © hat, tröstest Du Dir das zu finden, so gehe gegen Rosendorf oder Hertzkretschen, da wirst du unterweiset über der Elbe sollen rothe Körner als Schwefel seyn. Im Grunde des Winterberges ist ein Brünnelein, da liegt Letten inne, der hat viel graue Körner, der Schlich daselbst hält 12 Mark C ohne das Gold. Ist zu Dresden probiert. -

Gehe zu einem Dorff, heißt Helmßdorf, gehört Christoph von Carlowitz, da liegt ein Guth übers Wasser, so siehe über das Wasser, so siehe übers Guth, so wirst Du sehen einen spitzigen Berg, darauf stehet ein Baum in der Höhe gleich dem Berge zu, darin in dem Grunde des Berges auf der linken Hand gegen den Morgen, so findest Du einen Apfelbaum ganz gebogen, ungefährlich bey 1 Schritt des Baums nach Mittag, so findest Du ein großes Guth, darnach unterwärts dem Wasser da ist das Wäschwerk.

Winterberg in Meißen, unter dem Herrn von Paußen gelegen, nahe bei Jonasdorff bey der H. Cretzerer, da bricht Ertz wie ein Schiebel, hält viel Gold auf dem Berg und reine Gilbe, da sind graue Körner in einem Brunnen und steht nicht weit davon ein Birnbaum an der Seiten gegen der Elben, da liegen der Körner gar viel, und oben auf dem Berge nicht weit davon auf dem Kamme da ist eine große Pfütze, da streicht ein O Gang durch, das Wasser davon fällt in einen ungleich tiefen Grund und stehet der Berg unten von dem Wasser, als wäre er über 0.

Anm.: Obige Stellen sind aus dem weit umfangreicheren Manuskript ausgezogen, denn der Verfasser hat seine Bemerkungen ziemlich aphoristisch aufgeschrieben. Er behandelt nicht bloß Sachsen, sondern auch Schlesien und Böhmen, aber er springt von einem Lande ins andere über. Am Schlusse folgen unter der Überschrift: «Dieß sind der Wahlen Zeichen», die Zeichen, welche die Walen in Felsen und Bäume eingehauen haben. Letztere lassen sich nicht mehr wiederfinden, da die Bäume längst geschlagen oder umgebrochen sind, von ersteren aber hat Gräße noch mehrere an Felsen in der Sächsischen Schweiz usw. wiedergefunden. Vgl. auch hier Nr. 147. - Die dem Walenberichte beigegebenen Zeichen sind abgebildet bei Gräße, Der Sa-genschatz des Königreichs Sachsen, Bd. I (Dresden 1874), S. 539 ff. Einem Christoph von Carlowitz gehörte Niederhelmsdorf bei Stolpen 1554-1559. Darnach ließe sich der Walenbericht vielleicht datieren.

Quellen: