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Der Hexerich und sein Junge

  E. Thomas, Langburkersdorf, im "Fahrtgesell", 1926, Heft 8, S. 125 f. Dem Volke nacherzählt.

In Goßdorf oder Lohsdorf war eine Familie, deren Oberhaupt sollte das Hexen verstehn. Ein Dorfjunge wollte nun einmal so einen kleinen Hexerich besuchen. Er tritt ins Stübel. Da sitzt der Kleine und liest in einem dicken Buche. Da sieht der fremde Junge etwas. - „Guck ocke!“ sagt er, doch der kleine Hexenbengel läßt sich nicht stören. Aus der Warmwasserpfanne am Ofen kamen Raben über Raben und flogen im Zimmer umher. Immer mehr und immer mehr kamen heraus. Ein schwarzes Gewimmel und Geflatter im Stübel. - Da kommt der alte Hexerich heim. Sein Sprößling hört auf zu lesen. Die Raben setzen sich. Da brüllt der Alte: „Raus! Nischt wie raus!“ - Die Knaben verblühen. Doch am Fenster horchen sie. Der Alte liest das Buch rückwärts. Und ein Rabe nach dem anderen verschwindet in der Pfanne, bis der ganze Spuk weg war. - Das Buch, in dem die Hexeriche lasen, war das sechste und siebente Buch Mosis. Das soll's sogar zu kaufen geben, doch konnte ich nie erfahren, wo.

Quellen: