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Der feurige Drachen

  Erich Rawolle in der "Heimat!", 3. Jahrgang, Nr. 9

Einmal Sonntags abends war in Porschdorf Tanz in der Schenke. Da sahen die Leute eine große schwarze Kugel mit einem langen feurigen Schweif durch die Luft kommen und gerade in die Esse eines Hauses fliegen, in dem eine alte Frau ganz alleine wohnte. Alle rannten zu dem Hause. Dort war Licht, aber die Fenster waren mit Säcken verhängt. Doch durch einige Löcher konnte man hinein sehen. - Da stand die Frau, raufte sich die Haare und rief: „Laß mich sterben, laß mich sterben!“ Und vor dem Ofen saß eine schwarze Henne mit goldenem Schwanz und pickte Körner auf, die ihr die Frau hingestreut hatte. Aber um das Gejammer der Frau kümmerte sie sich nicht. - Später brannte das Haus ab. Die Leute sagen, weil eine Nacht das Buttel nicht gefüttert worden wäre. Die alte Frau aber lebte noch so lange, bis ihr einer das Buttel abgenommen hat, denn vorher kann niemand sterben.

Quellen: