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Der Drache in einem Waitzdorfer Gute

  M. I, Nr. 5; II, Nr. 404 nach mündlicher Überlieferung

Auch in Waitzdorf bei Hohnstein besaß eine Bäuerin einen Drachen. Dem Gesinde war der Dienst in jenem Gute immer unheimlich gewesen, aber noch niemand hatte den Drachen gesehen. Da freierte nun eines Abends ein Knecht jenes Hofes mit einem gleichfalls dort bediensteten Mädchen auf der Bodentreppe, wo der warme Kamin vorbeiging. Aber wie erschraken sie, als plötzlich von unten herauf die Stimme der Bauerfrau ertönte: „Matzel Matzel, hie stieht deine Sammelmilch. Gib ak de Wurscht har!“ Müuschenstill lauschten die beiden der Dinge, die nun kommen würden. Aber der Drache antwortete aus der Esse: „Es guckt! es guckt!“ Da entflohen die Horcher, an allen Gliedern zitternd. Als aber die Bäuerin am anderen Tage ihren Leuten Wurst und Milchbrei vorsetzte, verließen der Knecht und die Magd sofort ihren Dienst. Der Besitzerin des Drachens erging es übrigens wie allen anderen, welche Drachen in ihrem Hause beherbergen; sie konnte später nicht „ersterben“, bis man ihr eine Handvoll Mist unter das Kopfkissen breitete. Erst da kam es mit ihr zu Ende.

Quellen: