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Gäke, Hänsl, gäke!

  Erich Rawolle in der "Heimat", 3. Jahrgang, Nr. 9 

Ein Knecht in Porschdorf hatte schon immmer gemerkt, daß es bei seiner Herrschaft umging. Aber er hatte nie dahinter kommen können, was es war. - Eines Abends sagte er, er wollte seine Vorhemdel zu seiner Tante zum Waschen schaffen. Die Frau antwortete, er könnte gehn, sie wollte unterdessen das Abendbrot fertig machen. Aber der Knecht ging nicht fort, das hatte er bloß so gesagt, sondern er schlich sich in den Garten und beobachtete durch eine Ritze im Laden, was die Frau anstellte. Die ging nach einer Weile an den Ofen und rief hinein:

„Gäke, Hänsel, gäke,
Breng mr Wurscht und Hiersche.“

Da kam ein schwarzes Huhn zum Ofenloch heraus und brachte die Wurst. Plötzlich rief es: „`s guckt, `s guckt, `s guckt.“ „E nee“, sagte die Frau, „`s guckt nie.“

„Gäk nor, Hänsel, gäke,
Breng mir Wurscht und Hiersche.“

Da brachte das Huhn die Hirse, aber es rief wieder: „`s guckt, `s guckt, `s guckt.“ - Nach einer Weile kam der Knecht wieder. Und zum Abendbrot gab's richtig Hirsebrei und Wurst. Das war dem Burschen doch zu toll, und er rief, ganz wie die Alte und das Buttel:

„Gäke, Hänsel, gäke,
Breng mir Wurscht und Hiersche!
`s guckt, `s guckt, `s guckt.!“

Stand auf, packte seine Sachen und suchte sich einen anderen Dienst.

Quellen: