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Spukhaftes vom Dittersbacher Schlosse

  Nach Störzner, Der Karswald, Dresden 1929, S. 27 f.

Zeitweilig läßt sich im Schloßparke zu Dittersbach ein graues Männchen mit spitzigem Hute auf dem Kopfe sehen. Es geht im Parke um, wenn ein Todesfall im Schlosse drin zu erwarten ist. Die Dorfbewohner erzählen, wenn ein Besitzer des Rittergutes Dittersbach bald sterben werde, blicke jenes Männchen mittags 12 Uhr über die Parkmauer. So ließ es sich sehen am 18. Juni 1859 und erschreckte den damaligen Kantor Zeibe in Dittersbach, der um die Mittagsstunde auf seinem Spaziergang am Schloßparke vorüberging. Daheim erzählte er den Seinen sofort, was er erlebt hatte; am anderen Tage aber traf in Dittersbach die Nachricht ein, daß früh viertel 8 Uhr in Dresden der damalige Schloßherr von Dittersbach, Johann Gottlob von Quandt, gestorben sei. Auch am Tage vor dem Tode des letzten Guts- und Schloßbesitzers Dr. Leuschner soll sich das unheimliche graue Männchen haben sehen lassen.

Das Schloß beherbergt aber auch ein spukhaftes Bild eines Ritters zu Pferde. Dasselbse hing bisher an einem breiten Pfeiler in dem südöstlichen Zimmer des zweiten Stockes und soll einen früheren Gutsbesitzer, einen Herrn von Kiesewetter, darstellen. Wohin man sich auch im Zimmer stellte, immer schaute einen der unheimliche Reiter an. Ja, Diener des alten Herrn von Quandt haben erzählt, daß der Reiter manchmal sogar vom Pferde gestiegen sei und sich draußen auf der Stiege habe sehen lassen. Es ging darum niemand gern in der Dämmerung die Treppe hinauf. Der unheimliche Geselle soll aber ein alter Kiesewetter sein, der seinen Bruder, der mit größerem Glück als er sich um dasselbe Mädchen bewarb, mit einem Dolche ermordete. Von Gewissensbissen gefoltert, habe er sich eines Tages aus einem Fenster jenes Zimmers gestürzt und sei unten auf den Steinen zerschmettert. Das Fenster ist dann zugemauert worden, aber der Spuk im Zimmer und auf der Treppe ist auch noch weiter nicht nur nachts, sondern selbst am hellen, lichten Tage wahrgenommen worden. In dem Saale rasselt es häufig wie mit Ketten; auch hört man es ächzen und stöhnen.

Anm.: Pfarrer Seidemann, der die Sage kennt, berichtet in seinen Überlieferungen zur Geschichte von Eschdorf, Dittersbach und Umgegend, Dresden 1860, S.143, das Bild sei erst von Herrn von Quandt (1830 - 1859 Besitzer von Dittersbach) angekauft worden. Die Kiesewetter hatten das Gut von 1554 - 1744 inne. Am 25. April 1925 kaufte es die Stadt Dresden (Meiche, Pirna S. 36).

Quellen: