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Das Teufelsfeuer am Schinderbusch

  Von Herbert Schmolke, Stolpen, nach dem Volksmunde

Dort, wo das wüste Tal ist, wo einst die Röthendorfer Mühlen klapperten, liegt der Schinderbusch. Im Schinderbusch ist es nicht gut gehen gegen Mitternacht. Es führt ein Feldweg von Stolpen an den Berghäusern vorüber nach dem Schinderbusch und von dort weiter nach der Buschmühle im Wesenitztal. Es sind erst ein paar Jahre her, da hat wieder einmal einer etwas gesehen. Das war der Müller von der Mühle im Wesenitztal. Der ging nachts von der Stadt nach Hause, und weil er nichts fürchtete und ein gutes Gewissen hatte, schritt er munter den Hohlweg nach dem Schinderbusche entlang. Wie er auf die erste Höhe kommt, dort wo links drüben die Berghäuser liegen, sieht er ein großes Feuer. Da denkt er sich: „Die Leute auf den Berghäusern sind wohl nicht gescheit, jetzt noch so ein großes Feuer zu brennen und noch dazu so nahe am Busche.“ Und er schüttelt den Kopf, weil er es sich nicht erklären kann; die Zeit der Johannisfeuer ist doch vorbei, und die Kartoffeln stecken alle noch in der Erde. Das Feuer aber lodert hell, und er hört es laut knistern. Und dunkle Schatten huschen auch drum herum. Auf einmal sieht er, wie das Feuer anfängt wegzulaufen; dann bleibt es wieder stehen und knistert weiter und lodert; dann läuft es immer weiter und immer weiter, bis es so ziemlich an die Berghäuser, die etwas tiefer liegen, gekommen ist. Dort bleibt es wieder stehen. Der Müller bleibt auch stehen und schüttelt den Kopf! Hetzt, was ist das? Eine Laterne kann es nicht sein und eine Fackel auch nicht; ein Irrlicht schon gar nicht, das tät nicht knistern. Weil er daraus nicht klug werden kann, wird es ihm richtig unheimlich. Da sieht er, wie das Feuer auf einmal wieder umkehrt und nun gerad auf ihn zukommt; es rauscht und flackert, und dunkle Schatten springen herum. Da wird ihm auf einmal schrecklich bange, und er fängt an zu laufen. Und läuft und rennt, und immer kommt das Feuer hinter ihm her, hüpft näher und näher. Da rennt er schließlich, was er kann. Denn, wenn er sich vor nichts fürchtet, die Sache ist nicht geheuer, und mit so einem Teufelsfeuer will er schon gar nichts zu tun haben. Mit Mühe und Not erreicht er den Weg, der hinunter ins Wesenitztal führt, und wie er umblickt, da kann das Feuer nicht mehr weiter; es steht und wird kleiner und kleiner. Ganz naß kommt der Müller nach Hause und kann lange nicht schlafen; denn so etwas ist ihm zeitlebens nicht passiert. Wie er es aber einem alten Knecht erzählt, sagt der, ach ja, das wüßte er schon lange, daß da oben beim Schinderbusch von Zeit zu Zeit ein Feuer brenne, das gar kein richtiges Feuer wäre; das wär ein Teufelsfeuer und die Teufel sprängen drum herum und hätten lange Schwänze und rußige Schnauzen und täten dem, den sie erwischten, den Hals umdrehn. Da schüttelte sich der Müller und fragte, was es sonst noch für eine Bewandtnis habe. Vielleicht, meinte der Alte, hätten die Teufel noch einen Gelust auf arme Seelen von der Zeit, wo die Kroaten und davor die Hussiten hier gehaust und das Räthendorf verbrannt und die armen Leute im Schinderbusch gemartert und verscharrt hätten.

Quellen: