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Tod des Hoffaktors Moses zu Sebnitz

  M. I, Nr.28. Aus dem Sebnitzer Volksmunde um 1880.

Der Hoffaktor und Stadtrichter Moses Schmid in Sebnitz war ein äußert energischer und stolzer Mann. Einst, am Abend vor Epiphanias, riefen ihn dringende Geschäfte nach dem benachbarten Neustadt. Er sattelte daher noch in der Nacht sein Roß und eilte in die stockdunkle Nacht hinaus, den kürzeren, aber für Reiter schier unzugänglichen Weg durch die „Ruhebänke“ einschlagend. Als er an dem kleinen, sumpfigen Teiche vorüberkam, der heute noch seitwärts der später erst angelegten Chaussee unsern vom „hinteren Finkengute“ liegt, stand das Pferd plötzlich zitternd still und war durch keinen Zuruf zum Weitergehen zu bewegen. Schmid sah endlich ein graues Etwas auf dem Wege auf- und niederschweben, daß ihm ein „zurück“ zuwinkte. Von Zorn und Furcht erfaßt gab er da dem Pferde die Sporen und schlug es mit der Gerte, daß es im verzweifelten Sprunge vorwärtsstürzte. Dabei fühlte der Kaufherr eine eiskalte Hand über seinen Nacken streifen. Zwar setzte er seinen Weg nach Neustadt fort, kam aber todmüde nach Hause, am ganzen Körper von gelben Blasen bedeckt; andern Tags war er eine Leiche. An jenem Teiche aber ist es noch immer nicht geheuer.

Anm.: Die alte Landstraße zwischen Sebnitz und Neustadt lief über Schönbach und Krumhermsdorf; die neue Straße über den „Stillen Fritz“ ist ist erst seit reichlich 100 Jahren erbaut. Der kürzere Nebenweg über die Ruhebänke„ war steil und steinig. - Die „Ruhebänke“ heißen im Mittelalter (1451) die „Rugenbänke“ und waren ein öffentlicher Dingplatz (vgl. Meiche, Das Flurbild von Sebnitz, 1925, S. 34-36). - Moses Schmid starb (nach Götzinger, Geschichte des Amtes Hohnstein, 1786, S.207) am 7. Januar 1780 zu Hohnstein am Schlagflusse, 61 Jahre alt. Für seinen fehdelustigen Charakter zeugen dicke Aktenbündel im sächsischen Hauptstaatsarchiv sowie im Sebnitzer Ratsarchiv, die seine Streitigkeiten vorzüglich mit der Kirchgemeinde Sebnitz betreffen.

Quellen: