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Der gespenstige Ziegenbock zu Hertigswalde

  M. II, Nr. 76. 
  Aus dem Volksmunde um 1895

Zwischen der alten Schule und dem Armenhause hat's früher gescheecht (Anm. des Schreibers: gespukt). Da ist nämlich ein Ziegenbock gekommen mit großen Hörnern und feurigen Augen, der hat die Leute, denen er auf der Straße begegnete, tüchtig in die Beine gestoßen. Es war aber ein Mann im Dorfe, der hat gesagt, wenn er ihm einmal in den Wurf käme, da wollte er ihm die Sense in den Kopf hacken. Wie er nun einmal früh um 4 Uhr hauen ging, da wartete der Ziegenbock auf ihn, und als der Mann mit der Sense ausholen wollte, konnte er sich nicht vom Flecke rühren. Als er heimkam, konnte er nicht essen und mußte sich zu Bette legen. Ein andermal hat ein Mann den Ziegenbock gefragt, was er eigentlich wolle, und seit der Zeit ist er verschwunden. Manche sagen auch, ein Hexenmeister hätte ihn auf mehrere Jahre verbannt; dann käme er aber wieder.

Anm.: In der Nähe steht an der Dorfstraße bei dem Hause 17 B (Hesse) ein sogenanntes Schwedenkreuz. Daß letzteres jemals eine Pilgerstation der vorreformatorischen Zeit bezeichnet worden sei (wie Kuffahl, Die alten Steinkreuze in Sachsen, Dresden 1928, S. 189 meint), ist mir nicht bekannt geworden.

Quellen: