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Der Nonnenstein bei Weißig

  Buchhäuser, a. a. D. S. 11. 
  Süße, a. a. D. S. 220. 
  Gräße, a. a. D. S. 170. 
  Götzinger, Sch. u. s. U. S. 134 Anmerkg. 
  Lothar, Volksmärchen. Lpzg. 1820. S. 57. 
  Poet. beh. v. Nicolai, Drei Sagen a. d. sächs. Schweiz. Pirna 1852. S. 9. 
  Albina, S. 155. 
  Ziehnert, a. a. D. S. 234.

In der Nähe des Dorfes Weißig befindet sich, der Bastei gegenüber, der sog. Nonnenstein, der sich wie ein vierseitiger, mehrere Stock hoher Turm ohne Dach gerade in die Höhe hebt. Er soll seinen Namen davon haben, daß da, wo oben auf seinem Gipfel eine Höhlung, einer Schale oder Schüssel gleich, anzutreffen ist, vor Zeiten eine Nonne an einem ästigen, angefällten Baume diesen Felsen bestiegen, und täglich ihr Gebet und Verehrung allda verrichtet haben soll. Noch anno 1691 soll ein alter Mönch, an dem Oberteile des Leibes ganz bloß und nackend, die Kleider nach sich schleppend, dahin gewallfahrtet sein. Das Volk erzählt sich nun, dieser und die Nonne seien ursprünglich ein Liebespaar gewesen, welches aber durch die Eifersucht des Jünglings getrennt worden sei, worauf beide in zwei nahegelegene, nur durch die Elbe getrennte Klöster gegangen wären und jeden Morgen habe nun die Nonne den nach ihr genannten Felsen bestiegen und sehnsüchtig nach einem andern gegenüberliegenden Felsen, den deshalb sogenannten Mönchsstein geblickt, weil sie gewiß gewesen, dort ihren früheren Geliebten aus gleicher Ursache zu erblicken. Von beiden Klöstern ist nur noch weniges Gestein übrig, aber noch zu Anfange dieses Jahrhunderts zeigte man die Zelle des Mönchs in den Ruinen.

Quelle: Sagenbuch der Sächsischen Schweiz; Herausgegeben von Alfred Meiche, Leipzig 1894, Verlag von Bernhard Franke