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Die vierzehn Nothelfer bei Gottleuba

  Gräße, a. a. D. S. 217. 
  Ziehnert, S. 21. 
  Albina, 1825. S. 133.

Als die Hussiten im Jahre 1429 durch das Land Meißen zogen und alles mit Mord und Brand verwüsteten, kamen sie auch in das sächsische Hochland und zwar in die Nähe des in einem der tiefsten und schönsten Thäler Sachsens liegenden Städtchens Gottleuba, welches zum Amte Pirna gehört. Schon brachten Flüchtige aus Liebstadt die Nachricht, daß das feindliche Heer im Anzuge sei, und die Zeit schien zu kurz, um in die benachbarten Berge zu flüchten, wenn man die Feinde nicht eine Zeit lang aufhalten konnte. Da rief der Bürgermeister rasch die ratlosen Bürger auf dem Markte zusammen und forderte sie auf, freiwillig zurückzubleiben und sich den Hussiten entgegenzuwerfen, auf daß Greise, Weiber und Kinder inzwischen Zeit zum Entrinnen gewinnen könnten. Obwohl sich aber fast alle Männer bereit erklärten, so wählte der tapfere Mann doch nur dreizehn Unverheiratete aus und zog mit ihnen, nachdem sie von den Ihrigen auf Nimmerwiedersehen Abschied genommen, dem Feinde entgegen. Sie besetzten eine steile Bergspize, bei welcher dieselben vorüber mußten, wenn sie zur Stadt wollten, und als ihnen die Hussiten einen Gesandten entgegenschickten, der sie zur Uebergabe auffordern sollte, wiesen sie ihn mutig zurück. Nun rückten jene mit ihren ganzen Massen heran, um sie von ihren Posten zu vertreiben, allein sie widerstanden männiglich, und erst nach Verlauf von drei Stunden, als keiner der vierzehn mehr am Leben war, ward der Paß frei und ihre Feinde drangen über die Leichen der tapferen Bürger ins Thal herab, allein sie fanden niemanden mehr im Städtchen, denn jener Aufenthalt hatte alle gerettet. Die waldige Höhe aber, wo jene so wacker gestritten, heißt noch jetzt die vierzehn Nothelfer, obwohl manche diesen Namen von einer einst dort gestandenen Kapelle (die zwölf Apostel, die Jungfrau Maria, Johannes der Täufer oder Joseph führen in katholischen Ländern den Namen der vierzehn Nothelfer) herleiten wollen, die übrigens recht gut zum Andenken an jene Begebenheit erst erbaut sein könnte, umsomehr, als jene Vierzehn hier begraben worden sein sollen.

Eine andere südlich von der Stadt gelegene Anhöhe, welche jenen Bürgern als Ausguck gedient haben soll, heißt von dieser Begebenheit noch jezt die schnelle Gucke.

Quelle: Sagenbuch der Sächsischen Schweiz; Herausgegeben von Alfred Meiche, Leipzig 1894, Verlag von Bernhard Franke