<<< zurück | Sagenbuch der Sächsischen Schweiz | weiter >>>

Peter Bucher, ein Barbier von Pirna, wird Erzbischof von Mainz

  Pirn. Annal., a. a. D. S. 392. Gräße, a. a. D. S. 158.

Anno 1242 hat zu Pirna ein Bürger, so ein Barbier gewesen, am Markte gewohnt, welcher Peter Bucher geheißen. Den hat sein Vater fleißig zur Schule angehalten, also daß er wohl studiert gehabt und nachmals Erzbischof von Mainz worden, wie solches in dem hohen Domstift zu Magdeburg in der Kirche zu finden. Es soll aber also zugegangen sein. Weil der dasige Erzbischof Bernhard eben solches Jahr gestorben, hätten zwei geistliche Herren um das Bistum gestritten, und da habe der Papst diesen Peter Bucher zum Bischof gemacht, der habe auch wohl regiert und sei so geschickt gewesen, daß, wenn er einen Menschen angesehen oder reden gehöret, er sogleich gewußt, was ihm gefehlt oder gemangelt. Denn da einmal Kaiser Albrecht zu ihm gekommen und sie miteinander nach dem Rheine spazieren gegangen, hätten zwei Jungfrauen in einem Hause gar schön gesungen; weil nun der Kaiser daselbst stehen geblieben und ihnen mit Lust zugehört, sie auch gegen den Erzbischof ungemein gelobt, hätte derselbe gesagt, eine von ihnen werde dieses Jahr sterben, und das schlösse er aus der Stimme. Da hat der Kaiser beide bewachen lassen und befohlen, beiden einerlei Speisen zu geben, damit sie feinen Kummer haben dürften; ehe aber das Jahr völlig zu Ende gewesen, sei es wirklich wahr geworden, so daß die eine gestorben, und wie darauf dem Kaiser solches berichtet worden, habe er noch mehr von ihm gehalten und ihn ausnehmend ästimieret. Es soll aber dieser Peter Bucher, ehe er zu dieser Würde erhoben worden, zuvor des Kaisers Rudolf von Habsburg und darauf Kaisers Henrici von Lüzelburg Leibmedicus gewesen und auf folgende Art Erzbischof geworden sein. Der damalige Papst habe gerade schwer und gefährlich krank gelegen, auch aller Aerzte Mühe und Fleiß vergeblich gebraucht gehabt, so daß ihm fast keiner mehr was geben wollen. Da habe dieser Peter Bucher ihn innerhalb drei Tagen völlig gesund wieder hergestellt. Damit nun der Papst sich gegen denselben recht dankbar erweisen möchte, habe er gesagt: „Wohlan, Peter, weil Du bist so glücklich mein Leibarzt gewesen, so will ich Dich nunmehro zum Seelenarzt machen,„ welches auch sogleich in Erfüllung gegangen.

Quelle: Sagenbuch der Sächsischen Schweiz; Herausgegeben von Alfred Meiche, Leipzig 1894, Verlag von Bernhard Franke