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Der Schatz in der Valtenburg

  CI. König, im N. Laus. Mag. 1886, S. 66.

Auf dem Valtenberge stand einst die Valtenburg. Eine Mauer umzog die Feste. Durch das schmale Thor und den kleinen Hof kam man in ein großes Gemach, wo Nacht und Finsternis herrschten. Aber in der Tiefe stand ein Tisch mit vielen strahlenden Kerzen. Wände und Decken glitzerten und spiegelten, weil jedes Plätzchen mit Krystall und edlem Gestein behangen war. Unter dem Tisch lag ein großer Haufen Gold. Das Merkwürdigste war ein schwarzgrüner Block, auf dem ein Vogelfuß mit großen Krallen deutlich hervortrat. Dieser geheimnisvolle Zauber liegt noch umgeworfen in einer Ecke; aber dereinst, wenn Dresden und Bautzen werden untergehen, wird sich der Stein von selbst aufrichten, und dann wird die versunkene Burg wieder in altem Glanze hier auf dem Berge thronen. Ein Stein mit einem großen Entenfuße bezeichnet die Stätte, wo zuzeiten der Berg sich öffnen und Thor, Hof und Gemach sich zeigen sollen. Der alte Roitzsch in Neustadt hat dies alles gesehen, sich aber aus Furcht vor dem Zauber nicht hineingewagt.

Quelle: Sagenbuch der Sächsischen Schweiz; Herausgegeben von Alfred Meiche, Leipzig 1894, Verlag von Bernhard Franke