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Der Schatz in der Sebnitzer Lochfärbe

  Mündlich.

Wo jetzt das neue Postgebäude in Sebnitz prangt, da stand vor alters ein weitläufiges Holzhaus, die sog. Lochfärbe, das bei dem großen Feuer 1854 in Flammen aufging.

In jenem Hause nun hatten zwei alte Eheleute, die gewöhnlich auf dem oberen Hausgange ihre Wolle trieben, schon oft ein kleines Männlein in brauner Kutte vom Boden über die Treppen herabsteigen sehen. Dasselbe verschwand regelmäßig in der Nähe eines uralten Herdes, den niemand mehr benüßte. Auch sah man dort gar oft glühende Kohlen liegen, ein sicheres Zeichen, daß an dem Orte ein Schatz verborgen. Der Hauswirt Schöne ging deshalb zu einer klugen Frau, die ihm riet, mit Hilfe seiner beiden Brüder und einer reinen Jungfrau Namens Anneliese den Schatz zu heben. Doch sollten sie tiefes Schweigen bewahren. Wirklich waren sie auch so glücklich, einen großen Kessel mit Gold aufzugraben, aber eben als sie ihn herausheben wollten, rief die Anneliese: „Was kommt denn da für ein braunes Männel?„ Im Nu war der Kessel verschwunden und die Schatzgräber standen vor dem leeren Loche. Den braunkuttigen Geist hat man seitdem nie mehr gesehen.

Quelle: Sagenbuch der Sächsischen Schweiz; Herausgegeben von Alfred Meiche, Leipzig 1894, Verlag von Bernhard Franke