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Das Goßdorfer Raubschloß und die Schatzgräber aus Ulbersdorf

  Mündlich

In dem schönen Ochelgrunde, wo die Schwarzbach in die Sebnitz fällt, liegen auf einer ziemlich steilen Anhöhe die spärlichen Trümmer einer kleinen Burg, des sog. Goßdorfer Raubschlosses, wahrscheinlich der historischen Schwarzburg.

Von ihren Rittern erzählt uns die Sage, daß es ein wildes, raublustiges Geschlecht gewesen sei, das deshalb weit und breit verhaßt war. Diese adeligen Strauchdiebe waren sogar genötigt, ihren Pferden die Hufeisen verkehrt aufschlagen zu lassen, um den Feinden den Zugang zu ihrem Raubneste zu verbergen.

Endlich gelang es aber doch, ihnen das schmähliche Handwerk zu legen und die Burg von Grund aus zu zerstören.

Nur den großen Schatz gestohlenen Goldes vermochte niemand aufzufinden.

Deshalb machten sich einst zwei Ulbersdorfer Bauern, Friedemann uud Maazens Töffel, zur Mitternacht auf nach dem Raubschlosse. Das Zauberwort kannten sie und gruben wacker drauf los. Da auf einmal blendet sie ein helles Licht. Voller Freuden rufen sie: „Der Schatz, der Schatz!„ Doch zu ihrem Schrecken gewahren sie gleich darauf einen hohen Galgen über ihren Häuptern, auf dem ein Hahn laut zu krähen beginnt, neben ihnen aber meckert ein schwarzer Ziegenbock. Da graust es ihnen, und sie fliehen zum Dorfe, immer verfolgt von dem wütenden Bocke. Ganz braun und blau gestoßen langen sie zu Hause an. Die Tiere aber sollen die Geister eines Juden und seiner Tochter sein, die von dem letzten Ritter erschlagen wurden und in solcher Gestalt den ihnen geraubten Schatz bewachen.

Quelle: Sagenbuch der Sächsischen Schweiz; Herausgegeben von Alfred Meiche, Leipzig 1894, Verlag von Bernhard Franke