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Baruth - Zweite Sage

  Oberl. Kirchengallerie S. 98

Baruth gehört schon seit Jahrhunderten den Herren v. Gersdorf, deren Stammvater Nikolaus von Gersdorf 1025 den Ort gründete und nach seinen Kindern Babo und Ruth benannte. Im Kirchenbuche von Baruth steht folgende Sage:

Im Jahre 1260 hielt sich Graf Rudolph von Habsburg auf seiner Reise von Breslau nach Elsaß zwei Tage in Baruth auf bei Heinrich von Gersdorf. Da aber der Graf von Habsburg ein gar armer Herr und dazumal auf der Reise gar ausgebeutelt war, hat ihm sein Freund 900 Gulden vorgestreckt. Als der arme Graf von Habsburg später deutscher Kaiser geworden war, hat er das demselben doppelt zurückerstattet und da Heinrich von Gersdorf eine wunderschöne Tochter hatte, so verheiratete er dieselbe an seinen Schwestersohn Gottfried von Hohenstaufen, von welchem das Haus Kur-Brandenburg herrührt. Die aus dieser Ehe erzeugte Tochter hernach Albertus des Kaisers Bruder geheiratet.

Anmerkungen:

1. Ganz dieselbe Sage wird von einem Görlitzer Bürger erzählt. Rudolph von Habsburg scheint also in der Oberlausitz eine ähnliche sagenhafte Rolle zu spielen wie Friedrich Barbarossa in Guben.

2. Bei Baruth spukt der Kobold Feuerman 1. Th. I. No. 60. Im Schafberge bei B. liegt ein Schatz 1. I. 283. Vom Schlosse wird eine Gespenstererscheinung erzählt s. I. 199.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862