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Der Feuermann

  L. Mon. Schrift 1797. II. 749. 
  Preusker III. 224.

Der Feuermann ist ein Waldkobold, der bei Nachtzeit um die Wipfel der Bäume schwebt und einen feurigen Körper besitzt, dessen Erscheinung den Vorübergehenden Furcht und Schrecken einjagt. Zuweilen kommt er auch auf die Erde und in die Häuser, dann wohnt er wie der Drache der Wenden hinter dem Feuerherde oder Schornsteine. Auf dem Schafberge bei Baruth läßt er sich in der Andreasnacht sehen, wo er um die Gipfel der Kiefern schwebt und als ein feuriger Waldteufel gefürchtet wird.

Anmerkungen: Kobolde, die als Flammen in den Häusern erscheinen, heißen in Thüringen „rother Junge“ (Sommer, S. 32.). Aber auch Hauskobolde sind zuweilen Waldgeister. Deshalb pflegte man ihnen in Kellern und Scheunen Schuhe, Bogen und Pfeile bereit zu legen. (Grimm, S. 449.) Der Mönch von St. Gallen bei Perz, Leben Karls des Großen II. 741. mennet den Kobold pilosus. Althochdeutsche Glossen übersetzen pilosus durch Scratum, woraus dann „Schretzel“ wurde. (Altes Sprichwort: Jedes Haus hat sein Schretzlein (Nork S. 199.). Der Feuermann gehört also mit Fug und Recht unter die Kobolde.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862