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Tschernebog und Bielbog

  Frenzel, nomencl. in script. II. 31. Ejd. hist. nat. II. 691. 772. 
  msc. Laus. Mon.-Schr. 1797. I. 416. Haupt u. Schmaler II. 266.

Der nach dem No. 4. erwähnten schwarzen Gotte genannte Berg ist ziemlich steil und trägt auf seinem Rücken fünf große Granitblöcke. Jeder ist in Paar hundert Schritte vom andern entfernt und hat seinen besonderen Namen. Sie heißen die große und kleine Ente (mala Gaczka und wulka Gaczka) und der erste, zweite und dritte Fragestein (Praschwiza). Sie sind sämmtlich länger als breit und haben alle eine Menge eingemeißelte Kessel. Der zweite Praschwitza oder Orakelstein ist der größte. Er ist 100 Schritt lang und 25 Schritt breit, und hat in der Mitte einen Durchgang. An jeden der Blöcke knüpft sich eine Sage. Hier zeigt man den Opferaltar, wo man dem Gotte Thiere und Menschen schlachtete, dort die Kanzel (auch Teufelskanzel), von welcher aus der Priester zum Volke sprach, mit einem mannshohen Durchgange.

Auf einem gewaltsam herabgeworfenen Steine befindet sich ein Loch in Herzform. Weiter unten ist die Wohnung des Gottes selbst mit dem Teufelsfenster (czertowe woknesko), aus welchem geweissagt wurde, daneben die von bösen Geistern bewohnte Koboldskammer. Das Waschbecken, ein viereckiger Stein mit einem runden Loch in der Mitte und einem kleinen in einer Ecke, welches auch in der trockensten Jahreszeit Wasser enthalten soll, und wo sich der Sage nach die Priester zu reinigen pflegten.

Eine an dere Felsenschichtung mit einem niedrigen Durchgange heißt die Hölle. Einer der oberen Steine zeigt eine künstlich eingearbeitete Vertiefung, einem Pferdehuf ähnlich. Nicht weit davon ist der Versammlungsplatz, Romadnik. Dem Tschernebog gegenüber, auf dem andern Ufer der Spree zwischen Mittelkunewalde und Beiersdorf, liegt der Bielbog mit dem Bielbogaltare.

Anmerkungen: Preusker nimmt hier eine Dreiheit von Bergen und Göttern an, indem er mit dem Altar des Tschernebog den des Bielbog und den der Siba auf dem Hochstein zu Klein-Dehsa (siehe No. 20.) in Verbindung bringt. Frageberge giebt es auch anderweit, z. B. bei Spremberg, wo der Sage nach beim Dorse Praschwiza (Fragedorf) auf einer nahen Anhöhe ein Orakelort war. Bei Zwickau in Böhmen ist ein Frage- und ein Urtheilsberg. Gaczka oder Kaska (Ente) hieß vielleicht Kuschka = Bergkuppe, aus welchem Namen durch Verdeutschung vielfach Kutschen- und Katzenberge entstanden sind. Am Fuß des Tschernebog liegt der Butterborn, so genannt, „weil dort die Butterweiber wegen der Kühle des Orts auszuruhen pflegten“ (?), vielleicht von wetro, Wetter (Preusker), wahrscheinlich von Butt = Kobold. Butterberge giebt es auch bei Zittau und Großenhain und an anderen Orten.

In demselben Revier liegen noch der Thronberg mit einer Sage von Wendenkönigen (II. Bd.), der Schmoritzberg (siehe No. 22.) und der große Stein bei Klein-Dehsa, ein Opferaltar (No. 20.). Rings herum liegen folgende Dörfer: Meschwitz, vielleicht von Mjeschnik, der Priester, also: Priesterwohnung, Kunewalde und Kunitz (vielleicht von kon, Pferd) Kosul, (kosol = Bock), Postwitz (vielleicht budestezi, von buda, Haus, Burg), Hainitz (vielleicht der Hain, scil. heiliger), Lubenz (deutsch Mehltheuer) am Berge Lubin – erinnert an die Göttin Luba, Rachlau, nach Körner von einem slavischen Wort rek, der Held. (Auch Königswarthe heißt wendisch rakezi.) Wuischke = Paß. Dehsa, urkundlich 1306 Theesin, vielleicht von tazi, fragen, Orakelort.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862