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Tschernebog und Bielbog

  Frenzel, de diis Sorab. cap. 31. Ejd. nomenclator in script. II. 31. 
  Ejd. hist natur. II.691. 772. 
  msc. Laus. Mon. Schrift 1797, I. 416. 
  Haupt u. Schmaler, Wend. Lieder, II. 266. Preusker I. 196.

Tschernebog und Bielbog (d. h. der schwarze und der weiße Gott) waren zwei Hauptgötter der lausitzischen Sorbenwenden und jener war ein böser, dieser aber ein guter Geist. Darum haben sie auch dem Tschernebog grausame Menschenopfer gebracht. Auf einem Berge bei Budissin, der noch heute Tschernebog heißt, wurde er angebetet. Da wohnten auch seine Priester. Die weissagten dem Volke und wußten auf jede Frage die richtige Antwort. Darum heißt der Berg auch der Frageberg (Praschowa Hora). Noch zeigt man den Kessel, in dem die Priester sich wuschen, die Kanzel, von wo herab sie das Volk anredeten, und den Altar, wo die Opfer gebracht wurden.

Wenn einer ein großes Verbrechen begangen hatte, so mußte er vom Flins bei Oehna aus bis auf diesen Götterberg auf seinen Knieen rutschen, um am Altare des Gottes entsühnt zu werden. Da der Berg aber doch so steil ist, so wurde einstmals einem Büßer das Heraufrutschen so schwer, daß man ihn den Berg hinaufschleifen mußte. Von jenem Waschkessel aber geht die Sage, daß er noch heutigen Tages durch des Götzen Kraft niemals trocken werde. In den Höhlen der Felsen hatten die Priester große Reichthümer aufgehäuft. Die liegen noch heute dort. Gegenüber liegt der Bielbog, der Opferberg des guten Gottes.

Anmerkungen: Die Namen dieser beiden, aller individuellen Merkmale entbehrenden Götter werden gewöhnlich für Kollektivnamen gehalten, unter denen das spätere vielleicht schon geistiger angewehte Heidenthum alle bösen und alle guten Götter zu zwei Principien zusammen faßte. Tschernebog wird später zum Tschert, dem Teufel. Von Bielbog wissen wir fast gar nichts, während die böhmische Mythogie den Tschernebog mehr vernachlässigt. Das Hinaufrutschen und Schleifen der Sünder ist wohl ein christlich übersetzter und gemilderter Ausdruck für ein hier gebrachtes Menschenopfer. Preusker (I. 196.) versteht es symbolisch vom Flüchten der Priester vom Flins zum Tschernebog zur Zeit der Bekehrung. Vom Kultus ist nichts übrig als regelmäßige Besuche der Umwohner am 3. Pfingstfeiertage. An den Berg knüpfen sich Kobold's-, Schatz- und Teufels sagen. Vergl. No. 268., 269., 295.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862