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Das Jüddenhaus auf dem Sonnenberge bei Ottenhain

  O. u. N.-L. Chronik. S. 85.

Das Jüddenhaus oder Jürdenhaus auf dem Sonnenberge bei Ottenhain unweit Löbau ist eine Gruppe unregelmäßig geschichteter Granitblöcke mit weiter Aussicht. Oestlich geht eine Vertiefung in den Felsen und darüber hängt ein anderer Fels, so daß eine niedrige Grotte gebildet wird, wo man gebückt stehen kann, die Juttenhöhle genannt.

Anmerkungen:

1. Ottenhain und Sonnenberg erinnern unwillkürlich an Odin, dem Sonnengott. Jüddenhaus kann soviel sein wie Jettenhaus = Riesenhaus (Et, Ez, Jette = Riese). Auch das Wort Heide kommt von dieser Wurzel (Grimm, Mythologie S. 486.). Ein abgesetzter Gott wird oft als Riese gedacht. Jetta aber heißt eine Wahrsagerin, was am besten zu der Grotte passen würde.

2. Die Schreibart Jürdenhaus kann slavisch auf Jutro, den Lenzgott, gedeutet werden. Die Umstellung der Konsonanten ist nichts seltenes. Auch die Juttenhöhle hat dann eine Parallele an der bekannten sagenhaften Deutung des Namens Jüterbog, als von der „Jutte ihrem Bock“. Aus der germanischen Mythologie könnte daran erinnert werden, daß die Göttin Hertha auch Jürd, Jerta genannt wird und besonders von den Sueven verehrt wurde, welche ja als die Urbewohner der Lausitz gelten.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862