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Vom nächtlichen Angeln auf dem Teufelssee

  Straupitz

In Straupitz wohnte ein Bauer, welcher drei Söhne hatte. Diese gingen eines Abends zu dem Teufelssee, einem der vielen Seen, welche in der Umgegend von Straupitz sind, um dort zu angeln. Sie fingen aber nichts und entfernten sich immer weiter von einander, weil jeder eine Stelle aufzufinden suchte, wo die Fische anbeissen würden. Da war es mit einem Male dem ältesten von den Brüdern, als ob Etwas an der Angel zucke; es schlug gerade zwölf im Dorfe. Er zog die Angel hoch: es schien ihm, als ob er einen Hecht an der Angel habe. Sobald er aber den Fisch über Wasser hatte, sprang ihm derselbe auf den Rücken. In grossem Schrecken eilte der junge Bauer nach Hause. Als er bei dem Hause seiner Eltern angekommen war, schrie er laut auf. Die Eltern kamen sofort aus dem Hause herausgestürzt, allein der Hecht war verschwunden. Aber alle drei sahen noch, wie eine niedrige, schwarze Wolke in Gestalt eines Stieres nach dem See hinschwebte. Das soll der Teufel gewesen sein, welcher in dem See wohnte. Der junge Bauer wurde am andern Tage so krank, dass er nur mit Mühe dem Tode entgangen ist.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880