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Die Krone des Schlangenkönigs

  Burg 

Ein Mann in Burg hatte in Erfahrung gebracht, daas sich der Schlangenkönig im Walde aufhalte. Um sich seiner Krone zu bemächtigen, ritt er in den Wald und breitete an einer sonnigen Stelle ein weißes Tuch aus. Darauf versteckte er sich und sein Pferd, so gut er konnte. Es währte nicht lange, so kam der Schlangenkönig und legte seine Krone ab. Darauf entfernte er sich ein wenig von dem Tuche. Sogleich kam der Mann zum Vorschein, nahm Tuch und Krone, bestieg sein Pferd und sprengte eilig davon. Kaum hatte der Schlangenkönig den Raub bemerkt, so rief er die andern Schlangen des Waldes herbei. Alle machten sich daran, den Räuber zu verfolgen.

Als dieser das Thor der nächsten Stadt erreicht hatte, war der Schlangenkönig ihm so nahe, dass derselbe sich schon anschickte, ihn zu verschlingen. Ein verzweifelter Sprung des Pferdes aber brachte den Mann in die Stadt. Sofort mussten die Schlangen von ihm ablassen, denn der Schlangenkönig hatte nur in seinem Reiche Macht, nicht aber in der Stadt. Für die goldene Krone hat der Mann später so viel Geld bekommen, dass er sehr reich geworden ist.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880