<<< zurück | Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes | weiter >>>

Schlacht und Sieg an der Unstrut

Der thüringische Herzog Radulf sah mit Neid auf die Macht des jungen Königs von Austrasien, Siegbert, dem ein fränkischer Herzog, Adelgis, nebst dem Bischof von Köln, Kunibert, treulich zur Seite standen. Zu dieser Zeit trug sich zu, daß König Dagobert einen stolzen und übermüthigen Franken, Chrodoald, der viel Land in Hessen und der Wetterau, besaß, hinrichten ließ.

Dessen Sohn Fara schwur seines Vaters Tod zu rächen, verband sich mit Herzog Radulf, und vereint brachten sie ein großes Heer zusammen. Die Leiter des jungen Königs entboten aber den ganzen Heerbann von Ostfranken und zogen den Rebellen entgegen. In der ersten Schlacht wurde Fara erschlagen und sein Heer vernichtet. Radulf verschanzte sich am Ufer der Unstrut, die schon so große Kämpfe gesehen, so viel Blut der Thüringer getrunken hatte. Das Heer des Königs zog durch den Buchengan nach Thüringen und fand den Feind in seiner Verschanzung. Diese ward alsbald umzingelt, ein Theil des Heeres wünschte den Angriff sogleich zu beginnen, aber Adelgis und Grimoald, der Sohn des Hausmaiers Pipin, riethen zur Rast. Da sich beide Theile nicht einigen konnten, so sicherten jene Männer mindestens das Leben Siegberts, der erst zehn Jahre alt war, und der größere Theil des Heeres begann den Sturm mit allem Ungestům. Herzog Radulf, als er sahe und durch seine Kundschafter vernahm, daß seine hochgelegene Veste nicht von der ganzen Macht der Gegner berannt wurde, fiel aus, that Wunder der Tapferkeit, und es wurden nächst den Anführern einige Laufend der Feinde erschlagen. Man sagt, daß die Mainzer Hülfsvölker zuerst geflohen sein und so diese große Niederlage mit verursacht hätten. Der königliche Knabe weinte über den Verlust so vieler Mannen. Das noch übrige Heer hatte keinen Muth, einen erneuten Angriff zu wagen; Siegbert ließ Radulf um Frieden bitten und zog mit dem Rest seines Heeres ungehindert von dannen.

Radulf herrschte nun über Thüringen als ein unumschränkter König, obgleich er sich nicht so nannte, schloß Bündnisse mit den Wenden und andern Nachbarvölkern, und starb in Frieden. Einige sagen, daß er Rudolstadt erbaut und nach seinem Namen Radulf oder Rudolf genannt habe.

Quellen: