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Das Land Thüringen bekommt einen Herzog

Wie König Dagobert sich durch die Sorben und Wenden also hart bedrängt sah, zog er mit einem Heer aufs Neue gegen den Rhein, um seinem Volk zu helfen. In Mainz kamen Gesandte von den Sachsen zu ihm und verhießen ihm Hülfe und Beistand gegen die Feinde, wofern er sie des jährlichen Tributs von fünfhundert Stück Rindern entlaste, den ihnen König Klothar auferlegt hatte. Dagobert ließ sich überreden, ihr Verlangen zu erfüllen, und die Sachsen schwuren auf ihre Waffen, die Wenden aus Thüringen und Ostfranken zu vertreiben. Darauf blieb Dagobert in Frankreich, und die Wenden blieben unvertrieben in Thüringen, ja sie streiften raubend und mordend bis an den Rhein, denn die Sachsen brachen ihren Eid; sie hielten nicht Wort. Da setzte Dagobert einen König über Ostfranken, seinen Sohn Siegbert, ein dreijähriges Kind, und einen Herzog über Thüringen, Radulf genannt; dem Kinde gesellte er zu Lenkern und Führern kräftige Männer, und dem Herzog gab er ein Heer, womit dieser die Sorben und Wenden schlug und aus dem Lande jagte. Auf diese Siege war Radulf sehr stolz und vermeinte, fortan auf eignen Füßen stehen und das Thüringer Land unumschränkt beherrschen zu können.

Quellen: