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Wie König Theoderich Scheidungen belagerte

Als König Irminfried nach seiner Veste entflohen war, sammelte Theoderich seine Mannen um sich, und hielt mit ihnen Rath, was er nun thun sollte?

Da riethen etliche, er solle die Todten begraben, und die Verwundeten heilen und dann seinen Feind aufs Neue angreifen. Darauf sprach ein anderer seiner Räthe, ein alter und weiser Mann: In allen guten und nützlichen Dingen ist das schönste die Ausdauer. Hat ein Mana Glück, so halte er es fest, denn es wandelt sich leicht über Nacht. Jetzt ist das Thüringer Land in unserer Gewalt, ziehen und zögern wir, so stärken wir selbst den Feind, und erledigen, die wir überwunden haben, denn König Irminfried und die noch bei ihm sind, drücken sich jetzt, wie Mäuse in einer Falle, und dürfen vor Furcht nicht den Himmel ansehen. Hierauf sprach ein Anderer: dieser Rath wäre wohl gut, aber unser Heer ist allzu schwach geworden durch den Verlust an Lodten und die vielen Verwundeten, und thörigt wäre es, hier so lange zu harren, bis wir an den Rhein gesendet und neues Volk erfordert. Dem antwortete der alte und weise Mann: liegen doch uns die Sachsen nahe, die nie der Thüringer Freunde waren, diese laßt uns entbieten, auf daß sie uns Hülfe leisten.

Der Rath gefiel dem König und allen wohl, und es geschah den Sachsen Botschaft von Theoderich. Die Sachsen waren froh, sammelten sich, und es kamen neun ihrer Fürsten, jeder mit tausend Mann, denen verhieß Theoderich: so sie Scheidungen gewännen, sollte es ewiglich ihr bleiben, mit allen Land jenseits der Unstrut. Darauf wurde Scheidungen eng umlagert

Quellen: