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Irminfried wird mit Krieg überzogen

König Theoderich sandte an Irminfried, der auf der Merovigs Burg saß, und verlangte sein Recht, wünschte auch, da er ihm geholfen, daß Irminfried ihm wieder zustehe in Friede und Eintracht, wenn sich etwa einer seiner Brüder oder sonst jemand mit ihm zweie, und daß sie in gegenseitiger Treue einander zu Hülfe sein wollten, da doch ihre Lande aneinanderstießen, auch daß Irminfried ihm beistehe. Dieser sagte alles gütlich zu, nur was das Land (die Abtretung) betreffe, wolle er sich mit seinen Mannen berathen, wie sich das gebühre. Die Antwort vernahm Amalberga und berief heimlich einen Ritter zu sich, der ein Marschall und heimlicher Rath ihres Mannes war, ein Mann von listiger und gewandter Rede, dessen Rath der König sehr achtete, Namens Iring, und bat ihn, ihrem Herrn zu rathen, daß er kein Bündniß mit Theoderich eingehe, was er auch that.

Hierauf verzog sich nun des Königs Antwort an Theoderich, denn seine Fürsten, Grafen, Ritter und Reisige wünschten das Bündniß mit dem Frankenkönig wegen der angrenzenden Sachsen, von denen sie wußten, daß diese nicht die guten Freunde der Thüringer waren. Aber der Rath der Amalberga, Irings und ihres Anhangs siegte über den König, dem jene einredeten, das Land habe der Mannen genug, sich der Sachsen zu erwehren und vor ihnen sich zu schirmen, und der König antwortete nun dem Abgesandten Theoderichs also: Ich will der Freundschaft und Magschaft meines Schwagers nicht absagen, aber mich nicht zu ihm verbinden und schwören. Höre ich doch von meiner Frau, daß er unehelich geboren, folglich ein Knecht ist, wie will er das Königreich behalten, da er die Freiheit nicht behalten kann? Darum ziemet mir nicht, ihm Hand und Treue zu geben, vielmehr ist seine Herrschaft eigentlich die meinige. Als der Bote diese Worte vernahm, ward er tief, bewegt und sprach: Ich möchte euch lieber meinen Kopf geben, als solche Rede heimbringen, denn sie wird mit vielem Blut der Franken und Thüringer müssen gebüßt und getilgt werden. Darauf ritt er fort an den Rhein und sagte Theoderich seines Schwagers Antwort.

Als Theoderich die unweise Rede hörte, ward er von Unmuth erfüllt, doch barg er seinen Zorn und sprach: So müssen wir gedenken, daß wir unserer Schwester und unserm Schwager als ein Knecht dienen. Und er sammelte ein großes Heer aus den Ländern am Rhein und aus Frankreich, verband sich auch mit seinem Bruder Chlotar, dem er einen Theil des eroberten Landes verhieß, und sprach beim Wegzug also zu seinen Mannen: Gedenkt des Unrechts nicht allein, das mir von Irminfried widerfahren, gedenkt, was eure Vorfahren alles Schmähliche durch die Thüringer erlitten. Sie haben ihre Geißeln ermordet und die Friedensverträge schändlich gebrochen. Sie haben die Knaben an den Hüften an Bäume aufgehenkt und mehr als zweihundert junge Mägdlein schändlich ums Leben gebracht. Zwischen Pferden haben sie sie gebunden und sie zerreißen lassen, über den Fahrweg haben sie sie gelegt, und schwere Wagen über ihre Leiber getrieben. Hunden und Vögeln haben sie die Leichname zum Fraß vorgeworfen. Das Volk war treulos gegen euch, Irminfried ist treulos gegen mich! Gott ist mit uns, denn unsere Sache ist gerecht! - So zur Rache entflammt, zog das Frankenheer Thüringens Marken zu.

Quellen: