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Reinhardsbrunn wird hart beschwert

Der Stern des Klosters schimmerte trüb und immer trüber, bis er für immer unterging. Landgraf Friedrich der Ernste sammelte ein großes Heer gegen die Erfurter und andere Feinde, die ihm viele Orte verdarben und feindlich gegen ihn gesinnt waren; er war aber in seinen jungen Jahren von unbesonnenen Räthen umgeben und gedachte nicht an die Gnade, die seine Aeltern und Ahnen immerwährend gegen Gotteshäuser und Klöster geübt hatten, die sie förderten und nicht mit Willen beschwerten. Daher machte er Reinhardsbrunn zum Sammelplatz seiner Freunde, Vasallen und Dienstmannen. Dorthin kam er mit seinem Schwager, dem Landgrafen Heinrich von Hessen, dem Herzog Heinrich von Sachsen, dem Grafen Berthold von Henneberg, dem von Schwarzburg, von Beichlingen, Hohenstein, Stolberg, Käfernburg, Gleichen, Brandenburg, seinen und ihren Wappnern und allen Thüringischen Rittern mit ihren Knechten, so daß er über achthundert Mann zusammen hatte, die vier Nächte lang darin lagerten. Die Herren hielten Rath im Kloster über ihre Feinde und ihren Zug, und die Knechte liesen sich's und ihren Pferden wohl sein. Welcher Schaden an Speise und Trank und Futter erwuchs, ist nicht zu sagen; nie war dem Kloster solches von den frühern Fürsten wiederfahren. Alle Vorräthe wurden aufgezehrt, zuletzt gebrach es an allem und nichts blieb dem Kloster übrig als Schulden und Schaden, so daß es sich in langer Zeit nicht zu erholen vermochte von der harten Last dieser Bedrückung. Mit traurigen Gedanken erinnerten sich die Mönche an die Erzählungen von Ludwigs des Heiligen Huld und seufzten nach einer andern und besseren Zeit.

Quellen: