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Ludwig der Heilige hilft den Mönchen zu Reinhardsbrunn

Zur Zeit als Landgraf Ludwig der Heilige auf Schloß Wartburg residirte und zumal während seiner langen Abwesenheit in Apulien mit Kaiser Friedrich hatte sich ein Herr von Salza unterfangen, im Klostergebiete von Reinhardsbrunn, auf dem Altenberge eine Burgfriede aufzuschlagen. Der Abt des Klosters und der ganze Convent hatten ihn sehr gebeten, dieses nicht zu thun, allein er kehrte sich nicht daran, sondern ließ vielmehr das Haus fertig bauen und stark und fest mit Steinen mauern. Wie nun der Landgraf wieder nach Hause kam, reiste er auch nach Reinhardsbrunn, wo ihm den sogleich der Abt klagte, wie sehr er und sein Kloster von der Gewalt des von Salza bedrängt würden, der auf des Klosters Grund und Boden baue und nicht ablassen wollte von seinem Vorhaben. Das geschah an einem Sonnabend. Sogleich entsendete der Landgraf Boten an seine nächstwohnenden Vögte und Dienstmannen und entbot sie, vor Tagesanbruch in Reinhardsbrunn zu erscheinen. Ehe noch das Licht des Morgens in den stillen Thalgrund fiel, wimmelte es darin von Gewappneten, Herren und reisgein Knechten. Und bei Kerzenglanz hörten sie in der Klosterkirche eine Frühmesse; als diese beendigt war, gebot der Landgraf dem Abt, er solle das Crucifix nicht erheben und das Hochamt nicht eher beginnen, bis er, der Herr zurück sei. Hierauf ritt er aus dem Kloster, dichtgeschaart folgten ihm seine Mannen, still durch den wie im Sabbathschweigen ruhenden Wald; ein Haufe der Seinen stieß noch zu ihm, versehen mit Leitern und Tartschen und mancherlei Sturmgeräth. Der Herr von Salza saß schon wohlgemuth in seiner neuen Burg und mochte wohl, sich nichts Arges versehend, noch der Ruhe pflegen, während der Frühstrahl des Sonntagmorgens die Kronen der Waldberge vergoldete und alle Arbeit ruhte; da stürmte plötzlich der Landgraf mit seiner Schaar den Altenberg hinan, berannten die schwachbemannte Burg mit aller Macht und fingen den Burgherrn mit allen seinen Mannen. Zu Fuße und an einer Kette, nach andern Kunden aber auf ein Pferd gebunden, wurde der Herr von Salza von dem Sieger gen Reinhardsbrunn geführt, die Seinen hinter ihm drein und nun gebot der Landgraf dem Abt, die Procession mit vorgetragenem Crucifix zu beginnen. Vor dem Crucifix aber mußten die Gefangenen hergehen und dann ewige Urfehde schwören, weder dieser Strafe rächend gedenken zu wollen, noch je den mindesten Anspruch an das Schloß auf dem Altenberg oder dessen Boden zu machen. Am andern Tag wurde das neue Schloß von Grund aus zerstört und abgebrochen und der Abt ließ Holz und Steine zum Verbauen nach dem Kloster schaffen. Als das Mittagsmahl vorbei war und sich der Herr zum Aufbruch schickte, gebot er seinem Haushofmeister, dem Abt die Kost für ihn und seine Mannen zu zahlen, doch weigerte jener die Annahme, indem er sprach: Nicht also, mein gnädiger Herr, es ist ja alles geschehen zu Nutz und Frommen unsers Klosters, darum wollen wir keine Bezahlung haben oder nehmen; aber der Landgraf that es nicht anders und ließ die Zehrung bezahlen, denn er wollte kein Gotteshaus beschweren und beschweren lassen.

Quellen: