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Von dem Begräbniß des Landgrafen Ludwig des Eisernen

Zum drittenmal schon erklangen die Trauerglocken des Klosters Reinhardsbrunn einem Herrn des Thüringerlandes. Ludwig der Eiserne war auf der Neuenburg gestorben und sollte in dem stillen Thale die Ruhe finden, die er im Leben nicht gefunden. Da er auf dem Krankenbette lag und sein Ende fühlte, entbot er zu sich und um sein Lager her seine Dienstmannen und Vasallen, die ihm vor Zeiten so ungehorsam gewesen waren und die er gebändigt und gezwungen hatte, im Pflug zu ziehen wie Thiere, weil sie seine und ihre Unterthanen wie Thiere drückten und mißhandelten und redete sie also an: Sehet, ich muß nun sterben und darum so befehle ich euch, so lieb euch euer Leben ist, daß ihr, wenn meine Seele geschieden ist von meinem Leibe, mich auf euern Achseln hier von dannen ehrbarlich tragt, bis gen Reinhardsbrunn! — Das zu thun, mußten sie ihm in Treuen zusagen und an die Hand geloben, denn sie fürchteten ihn mehr wie den Teufel, fürchteten auch, wenn sie das Gelübde weigerten, er werde es ihnen, wenn er etwa wieder gesund würde, abzwingen.

Und als der Landgraf gestorben war, hielten sie treulich das Gelübde, das sie ihm gegeben hatten, und trugen ihn auf ihren Schultern nach Reinhardsbrunn, länger als zehn Meilen Weges und waren immer in Furcht und Angst, er möge etwa noch lebendig sein und sie nur versuchen wollen, oder seine Kinder würden es rächen, wenn sie sein Gebot und ihr Gelübde nicht hielten. Viele Fürsten und Herren kamen auch zu diesem Begräbniß nach Reinhardsbrunn und viele Bischöfe und Aebte. Herrlich beging der Erzbischof von Magdeburg, Wigmann, das Amt. Dieser Landgraf wurde begraben in der Klosterkirche neben dem Altar des heiligen Kreuzes und auf sein Grab ward sein Bild von Stein gestellt, in voller Eisenrüstung, wie er lebend einhergegangen war.

Quellen: