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Graf Ludwig freit des Pfalzgrafen Weib und erbaut Burgen

Allerdings stellte sich des ermordeten Pfalzgrafen Wittwe sehr traurig und außer sich an, doch mochte es ihr wohl kein rechter Ernst sein, auch verließ sie ihr holder Fürst wie sie Ludwig in dem alten Liedlein nennt, keineswegs, vielmehr tröstete er sie mit so wirksamem Zuspruch, daß sie nach Ablauf des Trauerjahres sich ihm ehelich verlobte, und von ihm auf seine Schauenburg geführt wurde, wo er mit großer Pracht Hochzeit hielt. Frau Adelheid gebar ihm vier Söhne und drei Töchter, von denen der älteste, auch Ludwig genannt, der erste Landgraf in Thüringen genannt wurde und seines Vaters ganzes Erbe besaß.

Graf Ludwig aber hatte vom Kaiser das Recht erhalten, Schlösser, Städte, Dörfer und Gerichte durch Kauf an sich zu bringen, so viel er konnte und mochte, auch neue zu bauen, und deßhalb richtete er sein Hauptaugenmerk auf die Grenzen eines Landes und suchte sie durch Burgen und Städte zu befestigen. So entstand die Neuenburg an der Unstrut und das Städtchen Freiburg. Dann erbaute er auch das stattliche Schloß Wartburg, er neuerte das alte Eisenach und ließ es mit Mauern umgeben.

Unter dieser Zeit starb Kaiser Konrad, der Ludwigs Freund war und ihn immer beschützte; sobald ein neuer Kaiser gewählt war, brachten die Verwandten des ermordeten Pfalzgrafen ihre Klagen wieder an, obwohl nun seit dem Mord bereits fünf Jahre verflossen waren. Der Kaiser ließ den Grafen von Thüringen vor sich laden, aber Ludwig trug Bedenken zu erscheinen, hielt sich auch von da an an keinem bestimmten Ort mehr auf, sondern war bald in dieser Burg, bald auf einer andern, denn er wußte, daß der Kaiser auf ihn fahen und stellen ließ, wie ein Vogler auf seinen Fang thut, und entging so noch eine geraume Zeit der drohenden Haft.

Quellen: