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Das alte Lied von der Frau von Weißenburg

1.
Was wollen wir aber singen, was?
Wollen wir heben an ein Lied
Von der Frauen zu Weißenburg,
Wie sie ihren Herrn verrieth?

2.
Sie ließ ein Brieflein schreiben
Gar fern ins Thüringer Land,
Zu ihrem Ludwig Buhlen,
Daß er käme zur Hand.

3.
Er sprach zu seinem Knechte:
Sattel Du mir mein Pferd,
Wir wollen gen der Weißenburg reiten,
Es ist wohl reitenswerth.

4.
Gott grüß Frau Adelheit schöne!
Wünsch Euch ein'n guten Tag!
Wo ist Euer edler Herre,
Mit dem ich kämpfen mag?

5.
Die Frau läugnet ihren Herren
Im Schein falschen Gemüths,
Er reit't nächten spate
Mit Hunden auf die Jagd.

6.
Do Ludwig unter die Linden kam,
Wohl unter die Linden so grüne,
Do kam der Herr von der Weißenburg
Mit seinen Winden so kühne.

7.
Willkommen Herr von der Weißenburg.
Gott geb' Euch guten Muth!
Ihr sollt nicht länger leben,
Denn heut diesen halben Tag.

8.
Soll ich nicht länger leben,
Als heut diesen halben Tag,
So klag ich's Christ vom Himmel,
Der alle Ding' wenden mag.

9.
Sie kamen hart zusammen,
Mit Worten, Zorn so groß,
Daß einer zu dem Andern
Sein Armbrost abschoß.

10.
Er sprach zu seinem Knechte:
Nu spann Dein Armbrost ein!
Und scheuß den Herrn zur Weißenburg
Zur linken Seiten h'nein.

11.
Warum sollt ich ihn schießen
Und morden uff dem Plan?
Hat er mir doch sein Lebenlang
Noch nie kein Leid gethan!

12.
Do nahm Ludwig sein'n Jägerspieß
Selber in seine Hand;
Durchrannt den Pfalzgraf Friedrich
Unter der Linden zu todt.

13.
Er sprach zu seinem Knechte:
Reit mit zur Weißenburg,
Da seind wir wohl gehalten
Nach unserm Herz und Muth.

14.
Do er nun geg'n der Weißenburg kam
Wohl unter das hohe Haus,
Do sahe die falsche Fraue
Mit Freuden zum Fenster aus.

15.
Gott grüß Euch edle Fraue!
Und bescher Euch Glück und Heil:
Euer Will ist ergangen,
Todt habt Ihr Euern Gemahl!

16.
Ist mein Will ergangen,
Mein edler Herre todt,
So will ichs nicht eher glauben,
Ich seh denn sein Blut so roth.

17.
Er zog aus seiner Scheiden
Ein Schwert, vom Blut so roth:
Siehe do Du edle Fraue
Ein Zeichen Deines Herren Tod!

18.
Sie rang ihre weißen Hände,
Rauft aus ihr gelbes Haar,
Hilf reicher Christ vom Himmel!
Was hab ich nun gethan!

19.
Sie zog von ihrem Finger
Ein Ringlein, von Golde so roth,
Siehe do du Ludwig Buhle,
Meiner dabei gedenk!

20.
Was soll mir doch das Fingerlein,
Das unrecht gewonnen Gold?
Wann ich daran gedenke,
Mein Herz wird nimmer froh!

21.
Deß erschrak die Frau von der Weißenburg,
Fasset ein traurigen Muth.
Verlaß mich holder Fürste nicht,
Mein edler Herr ist todt!

Quellen: