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Es äfft die Fuhrleute

Einstmals zogen mehre Fuhrleute mit ihren Lastwagen, die mit Wein befrachtet waren, auf der Heerstraße, die von Gotha nach Frankfurt führt, und dicht am Fuß des Hörseelbergs vorbeizieht, ihres Weges fürbaß und es mochte wohl schon die Dämmerung hereingebrochen sein, ehe sie das Dorf Schönau, wo sie gewöhniglich zu übernachten pflegten, erreicht hatten, als sich ihnen ein merkwürdiges Gesicht zeigte. Denn es that sich an einer Stelle, wo sie sonst nie zuvor eine Oeffnung gesehen hatten, der Berg auf, und sie traten neugierig näher, zu schauen, was da drinnen brenne, indem eine Gluth aus der Höhle so feurig strahlte, wie von einem Hochofen, in welchem Eisenerze geschmolzen werden. Wie sehr erschraken sie aber, als sie nun sahen eine Menge Lebender und Verstorbener in einem Flammenmeer sißen, davon ihnen einer und der andere bekannt vorkam, zumal waren dabei viele der reichen Weinhändler, welche ihnen oft Fracht gaben und die dafür mit Feuer gestraft wurden, daß sie den Wein mit Wasser mischten oder gar mit Giften versüßten. Den Fuhrleuten wurde dabei angst und bange und einer schrie überlaut : Ach, daß 's Gott erbarm'! - Da verschwand gleich alles mit einander und die Fuhrleute kreuzten und segneten sich und trieben ihre Pferde eilend an, um so schnell wie möglich von der unheimlichen Stelle hinwegzukommen.

Quellen: