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Das Jesusbrunnlein

Von einem Hirten aus dem Dorfe Kahlenberg geht auch eine Sage, die jedoch nichts mit dem zauberhaften Spuck gemein hat, der in und um den Hörseelberg sein Wesen trieb. Gar nicht weit von diesem Berge, an dem Fußsteig, wo man von Kahlenberg nach Mellborn geht, springt eine kleine, frische und wunderbar erquickende Quelle, welche das Jesusbrunnlein genanntwird. Es hütete einstmals ein Schäfer auf dem Hörseelberg und zwar in so drückender Sonnengluth, daß er fast fürchtete, vor Durst verschmachten zu müssen sammt seiner kleinen Heerde. Alle Quellen und Brunnen, die er in der Umgegend kannte, waren ausgetrocknet, wohin er blickte und ging, er sah und fand kein Wasser. In so großer Noth und überwältigt von der Pein des Durstes, fiel er auf seine Knie nieder und sammelte seine sich schon verwirrenden Gedanken zu einem feurigen Gebet zu dem barmherzigen Heiland Jesus, daß er ihm durch Gott und die gebenedeite Jungfrau Maria doch helfen und sein armes Leben fristen möge. Und seine Bitte wurde erhört. Wie er noch betend auf den Knien lag, rieselte aus dem Felsen neben ihm ein frischer lebendiger Quell, der den Durstenden labte und ihm sein Leben erhielt. Freudig den Himmel preisend, trank der Hirt, und nimmer wieder versiegte diese Gnadenquelle, sondern sie springt und führt ihren schönen Namen noch bis heute.

Quellen: