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Der Silberbrunnen

Nicht weit von dem verfluchten Jungfernloch nach der Frauenburg zu sprang eine klare Quelle, der Silberborn genannt. Ein armer Leinweber aus Eisenach ging einmal in den einsamen Grund und trant aus der Quelle, da warf das Wasser einen Klumpen Silber heraus. Der arme Bürger eilte freudig mit seinem Fund in die Stadt, trug ihn zu einem befreundeten Schlosser, Rauchmaul geheißen, der ihm darüber voller Freude fünfzig blanke Thaler auszahlte und ihn köstlich bewirthete, doch dabei die Bedingung machte, daß der Freund ihm die Stelle zeige, wo ihm dieser edle Schaß geworden. Dieß geschah und sie fanden abermals einen ähnlichen Silberklumpen. Der Schlosser gönnte seinem gutwilligen Freund die fernere Theilnahme an solchem Glücksfund nicht und schlich allein hinaus, aber die verfluchte Jungfer spielte dem Habsüchtigen einen verfluchten Streich, sie hatte mit ihrem seidnen Wams tief in der Erde die Quelle verstopft, sie floß nicht mehr. Viele sind seitdem hinausgegangen, haben gehackt und geschaufelt und gegraben, um das Wams zu finden, es herauszuziehen und die Quelle zu öffnen, doch vergebens; nur am Silbergraben unter der Frauenburg haftet noch die Erinnerung an das verlorne Glück.

Quellen: