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Die verfluchte Jungfer erscheint einer Hirtin und schützt ein Kind

Einstmals war auch ein Hirte, der seine Heerde in der Nähe des verrufenen Lochs weidete, dem trug seine Frau das Mittagessen hinaus. Drauf erscheint ihr die verfluchte Jungfer und redet sie bittend an, sie möge ihr doch mit der goldnen Bürste, die sie ihr reicht, die Haare strählen, verheißt ihr auch guten, ehrlichen Lohn, Als die Frau dieser Bitte willfahrt hat, führt die Jungfer die Hirtin mit sich in ihre Höhle, bedeutet sie aber, daß sie keinen Laut von sich geben solle und giebt ihr an Geld einen reichen Schatz. Wie nun die Frau sich umwendet, wieder hinaus zu gehen, liegt am Eingang der Höhle ein großer schwarzer Hund, da erschrickt sie sehr, schreit O weh! und läßt den Schatz fallen, der alsobald verschwindet. Leer und mit Grausen eilte die Hirtin Hals über Kopf aus der Höhle und nach Hause.

Eine arme Frau ging mit einem kleinen Knaben, ihrem Sohn, in den Wald bei der Wartburg, Holz zu lesen. Das Kind spielt im Walde, da hüpft und flattert ihm ein buntes Vöglein nah, der Knabe will es fangen, aber es fliegt nun immer weiter und weiter, setzt sich und fliegt wieder, der Knabe immer nach, bis er der Mutter ganz aus den Augen ist, durch Busch und Dorn, bis zur Höhle hinein. Vergebens sucht und ruft die Mutter ihr Kind durch den ganzen Wald.

Acht Tage vergingen so, das Kind blieb verloren; eines Morgens hört ein Hirte auf dem Berg eine rufende Kinderstimme, da ist der Knabe wieder, aber vom Gebüsch umstrickt und gefangen, der Hirte hilft ihm heraus und bringt ihn zur bekümmerten Mutter, die fragt: Wo warst du, wer hat dir zu essen gegeben? Ei, spricht das Kind: eine schöne Jungfrau hat mir zu essen gegeben und hat mich des Nachts warm zugedeckt.

Quellen: